Ärztekammer-Präsidentin: Alle Klinik-Beschäftigten auf Corona testen

Ärztekammer-Präsidentin: Alle Klinik-Beschäftigten auf Corona testen
06.04.2020
epd
epd-Gespräch: Daniel Behrendt

Hannover (epd). Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, fordert größere Anstrengungen des Staates für das Testen von medizinischem Personal auf das Coronavirus. "Es ist brandgefährlich, dass aufgrund unzureichender Test-Kapazitäten in vielen Kliniken und Pflegeheimen keine hinreichende Klarheit darüber herrscht, wer infiziert ist und das Virus unbemerkt an Patienten und Personal weitergeben kann", sagte die Lungenfachärztin am Montag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Wenker forderte Bund und Länder dazu auf, "jetzt beschleunigt alle erforderlichen Ressourcen bereitzustellen, damit das Personal in Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen flächendeckend und engmaschig getestet werden kann". Nach dem nationalem Pandemie-Plan sei dies die Pflicht des Staates.

Wenker verwies auf eine mutmaßlich hohe Dunkelziffer an Corona-Fällen, die daraus resultiere, dass sich das Virus in vielen Fällen schon vor dem Auftreten von Krankheitssymptomen verbreite. Gerade in Kliniken und Pflegeheimen müsse jetzt Klarheit herrschen: "Wir müssen die Tests so stark ausweiten, dass wir in allen medizinischen Einrichtungen tagesaktuell wissen, welche Beschäftigten infiziert sind." Diese müssten dann konsequent für zwei Wochen in heimische Quarantäne geschickt werden.

Andernfalls drohe nicht nur eine weitere unkontrollierte Ausbreitung der Infektion, wie sie zuletzt etwa in Altenpflegeheimen in Wolfsburg, Wildeshausen, Stade und Herzberg aufgetreten war. Zu befürchten seien dann massive Störungen der medizinischen Versorgung insgesamt. Schlimmstenfalls könne es zu einem Personalnotstand in Kliniken und Pflegeeinrichtungen kommen: "Dann kämen wir womöglich in die Lage, genug Beatmungsgeräte zu haben, aber nicht genug Fachkräfte, die sie bedienen können", sagte Wenker.

Die Ärzte-Präsidentin mahnte zudem erneut eine bessere Versorgung des Gesundheitssystems mit Schutzkleidung und Hygieneartikeln an. "In einem der reichsten Industrieländer der Erde kann es nicht angehen, dass Pflegekräfte nach Feierabend Einmal-Atemmasken im heimischen Backofen zur Wiederverwendung trocknen müssen."

Wenker warf den Ländern und Kommunen vor, Heime und Kliniken in logistischen Fragen alleinzulassen. Ärzte, Pflegekräfte und Klinkleitungen hätten mehr als genug damit zu tun, sich um ein wachsendes Patienten-Aufkommen zu kümmern. "Wir verbringen zu viel Zeit damit, Nachschub zu organisieren - und das oft ohne Erfolg", sagte die Medizinerin. Sie forderte seitens der Corona-Krisenstäbe von Land und Kommunen eine "koordiniertere Unterstützung" bei der Materialbeschaffung an.