Bayern verfügt Aufnahmestopp für Pflegeheime

Bayern verfügt Aufnahmestopp für Pflegeheime
Sozialverband sieht «unlösbare Probleme» für viele Pflegebedürftige und Angehörige
Seit Samstag dürfen Pflegeeinrichtungen in Bayern keine neuen Bewohner mehr aufnehmen - wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus. VdK-Präsidentin Bentele findet das nicht richtig und fordert andere Lösungen.

München (epd). Pflegeeinrichtungen in Bayern dürfen seit Samstag wegen der Corona-Pandemie keine weiteren Bewohner aufnehmen. Das bayerische Gesundheitsministerium verfügte den Aufnahmestopp, um weitere Ansteckungen möglichst zu verhindern, wie Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) in München mitteilte. Für ältere und pflegebedürftige Menschen bestehe eine besonders hohe Gefahr, an Covid-19 mit schwerem Verlauf zu erkranken.

Auch Niedersachsen hatte Ende März nach dem Bekanntwerden von mehreren Todesfällen in einem Wolfsburger Pflegeheim einen landesweiten Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt. In Bayern soll eine Ausnahme von dem Aufnahmestopp soll nur für Pflegeeinrichtungen gelten, in denen gewährleistet ist, dass neue Bewohner für 14 Tage in Quarantäne untergebracht werden können.

Voraussetzung dafür sei, dass das zuständige Gesundheitsamt zustimmt. Auch dürfen Bewohner nur dann vom Krankenhaus in ihr Pflegeheim zurückverlegt werden, wenn sie für 14 Tage isoliert werden können und die notwendige Schutzausrüstung vorhanden ist.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, kritisierte den Aufnahmestopp in Bayern. Dieser stelle viele Pflegebedürftige und deren Familien vor "unlösbare Probleme", sagte sie am Samstag dem Radiosender Bayern 2 in München. Der Aufnahmestopp sei "überhaupt nicht richtig", es gebe auch andere Maßnahmen. Wichtig sei, dass ältere Menschen in Pflegeheimen und solche, die aufgenommen werden sollen, sowie Mitarbeiter vermehrt getestet würden.

Als mögliche Lösung schlug Bentele die Unterbringung und Versorgung außerhalb der Heime vor, etwa in leerstehenden Hotels oder Wohnungen. Zudem sollten Personen angeworben werden, die nicht mehr in der Pflege arbeiten, aber eine pflegerische Ausbildung haben.

In Nordrhein-Westfalen soll künftig vor der Aufnahme in ein Alten- oder Pflegeheim ein Corona-Test verpflichtend sein. Zudem müssten die Pflegeeinrichtungen Isolations- und Quarantänebereiche "in einer für die Bewohnerzahl angemessenen Größe" vorbereiten, teilte das NRW-Gesundheitsministerium am Samstag in Düsseldorf mit.

Bereits infizierte Menschen und diejenigen, bei denen noch kein negatives Testergebnis vorliegt, sollen laut Ministerium getrennt untergebracht werden. Das gelte auch für Pflegebedürftige, die neu oder wieder in eine Pflegeeinrichtung kommen: Sie sollen für 14 Tage getrennt gepflegt, betreut und versorgt werden.

In einigen Alten- und Pflegeheimen war es zuvor zu Todesfällen infolge von Corona-Infektionen gekommen. Neben dem Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim ist das Seniorenheim St. Nikolaus in Würzburg die bundesweit am stärksten durch die Corona-Krise betroffene Einrichtung für alte Menschen. Dort starben jeweils mehr als 20 Bewohner.

epd lbm/lwd jup