Philippinen: Amnesty entsetzt über Schießbefehl in Corona-Krise

Philippinen: Amnesty entsetzt über Schießbefehl in Corona-Krise

Frankfurt a.M., Manila (epd). Amnesty International hat die Ankündigung des philippinischen Staatschefs Rodrigo Duterte verurteilt, alle Menschen erschießen zu lassen, die gegen die Ausgangssperre während der Corona-Pandemie verstoßen. "Es ist zutiefst alarmierend, dass Duterte den Strafverfolgungsbehörden eine 'Shoot to Kill'-Richtlinie vorgegeben hat", sagte am Donnerstag der Philippinen-Chef der Menschenrechtsorganisation, Butch Olano. Tödliche und unkontrollierte Gewalt dürfe niemals in einem Notfall wie der Corona-Pandemie angewendet werden. In einer Rede am Vorabend hatte der Präsident Polizei und Armee angewiesen, bei Unruhen unverzüglich auf Bewohner zu feuern.

"Anstatt dass ihr Ärger macht, werde ich euch ins Grab schicken", drohte Duterte. Zuvor hatten Menschen in einem hauptsächlich von Fabrik- und Bauarbeitern bewohnten Viertel nahe der Hauptstadt Manila gegen die Regierung protestiert. Sie beklagten, dass sie seit Wochen kein Geld mehr verdient hätten und die Politik sie im Stich lasse. Fast zwei Dutzend Menschen wurden verhaftet.

Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität von Donnerstagvormittag (MESZ) wurden auf den Philippinen bislang 2.633 Infizierte und 107 Tote gemeldet. Ein Bündnis von mehr als 1.000 Wissenschaftlern und 330 Organisationen befürchtet, dass die tatsächlichen Zahlen viel höher sind, und fordert landesweite Tests. Mitte März hatte Duterte die gesamte Insel Luzon, auf der sich auch Manila befindet, unter Quarantäne stellen lassen. Von dieser Maßnahme auf der größten und bevölkerungsreichsten Insel sind fast 58 Millionen Menschen betroffen, knapp die Hälfte der Bewohner des Landes. Offiziellen Angaben zufolge wurden seitdem mehr als 17.000 Personen verhaftet, weil sie gegen die Anordnungen verstoßen haben.