Erzbischof warnt vor Massensterben in Flüchtlingslagern wegen Corona

Erzbischof warnt vor Massensterben in Flüchtlingslagern wegen Corona

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki warnt mit Blick auf die Corona-Pandemie vor einem Massensterben in den europäischen Flüchtlingslagern, insbesondere auf der griechischen Insel Lesbos. "Lager wie das auf Lesbos müssen aufgelöst werden", sagt er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch). "Es müssen Orte gefunden werden, an denen die Menschen menschenwürdig leben können." Nötig sei ein sofortiges Handeln der Europäer und notfalls auch ein deutscher Alleingang.

Europa dürfe sich "nicht durch unterlassene Hilfe am Leid, vielleicht sogar am Tod so vieler Menschen mitschuldig machen", sagte Woelki. Die Zustände in den Flüchtlingslagern seien eine Schande für Europa. Der Kardinal forderte, in einem ersten Schritt "zumindest die Kinder und unbegleiteten Jugendlichen herauszuholen". Aber auch die anderen dürften nicht vergessen werden. "Es ist doch absehbar: Wenn die Menschen in den Lagern vom Coronavirus betroffen werden, werden sie hinweggerafft, weil keine Schutzmaßnahmen vorhanden sind und keine Möglichkeit besteht, die entsprechenden Schutzmaßnahmen einzuhalten", sagte der Kölner Erzbischof.

Im Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos, das für 3.000 Menschen ausgerichtet ist, leben derzeit mehr als 20.000 Flüchtlinge unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen. Auch wenn Deutschland das Problem nicht allein lösen könne, sollte es "mit gutem Beispiel vorangehen", sagte Woelki. "Alles, was die Not lindern hilft, ist jetzt gefordert." Er habe den Eindruck, "dass unser Land leider manchmal dazu beiträgt, dass andere EU-Mitglieder wie Italien oder Spanien sich allein gelassen fühlen, weil sie auch aus Deutschland nicht genug Solidarität und Unterstützung erfahren".