Niedersachsen verhängt Aufnahmestopp für Pflegeheime

Niedersachsen verhängt Aufnahmestopp für Pflegeheime
Ministerin Reimann: Kontaktreduktion ist derzeit das einzige Mittel gegen Corona
Um dass Coronavirus einzudämmen, hat Niedersachsen einen Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt. Gesundheitsministerin Reimann mahnt zur Einhaltung der Kontaktsperre als derzeit einzigem Mittel gegen die Pandemie.

Hannover, Wolfsburg (epd). Das Land Niedersachsen hat mit sofortiger Wirkung einen Aufnahmestopp für alle Pflegeheime verhängt. Patienten aus Krankenhäusern dürfen ebenso wenig in die Heime gebracht werden wie aus dem häuslichen Bereich, unterstrich Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) am Montag in Hannover. Ausnahmen seinen nur dann möglich, wenn das Heim eine strikte 14-tägige Quarantäne garantieren könne. Denkbar seien auch singuläre Aufnahmen in einer Kurzzeitpflege.

Hintergrund ist die hohe Zahl an Corona-Toten in einem Wolfsburger Pflegeheim. Dort sind in den vergangenen Tagen 17 demenzkranke Senioren infolge der Covid-19-Erkrankung gestorben. 72 von 165 Bewohnern waren mit dem Coronavirus infiziert. Reimann sagte, dass das Wolfsburger Hanns-Lilie-Heim erst spät die ersten Corona-Fälle gemeldet habe. Allerdings sei nicht klar, wie das Virus in das Heim gekommen sei.

Zwar sei ein neu aufgenommener Patient mit dem Erreger infiziert gewesen. Doch könne auch jeder Bewohner bei Spaziergängen und jeder Beschäftigte des Heimes den Keim ins Haus gebracht haben. Ein Rechtsanwalt aus der Stadt hat inzwischen eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung gegen die Diakonie als Betreiber des Hanns-Lilje-Heims gestellt. Weitere Infektionen waren aus Heimen in Göttingen und Wildeshausen gemeldet worden.

Die schlechten Nachrichten aus Wolfsburg zeigten deutlich die "unerbittliche Gefährlichkeit des Virus", sagte die Ministerin. Sie appellierte eindringlich an Senioren, sich an die Kontaktsperren zu halten. "Verlassen Sie ihr Haus nur, wenn es unvermeidbar ist." Sie sollten Einkaufshilfen in Anspruch nehmen. Eindringlich warnte sie auch Angehörige vor Besuchen in den Heimen. "Die Kontaktreduktion ist derzeit das einzige Mittel gegen das Virus." In jüngster Zeit habe es Fälle gegeben, in denen Angehörige ihre Eltern aus dem Heim mit in ein Café oder nach Hause mitgenommen hätten. Ein solches Verhalten sei unverantwortlich.