Berlin (epd). Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, befürchtet wegen der Corona-Krise eine Zunahme häuslicher und sexueller Gewalt gegen Kinder. "Jeder, der sich im Kinderschutz engagiert und für das Kindeswohl kämpft, der ist im Moment in größter Sorge", sagte Rörig am Samstag im RBB-Inforadio. In Ländern, die bereits länger eine Ausgangssperre haben, habe die häusliche Gewalt deutlich zugenommen.
Der aktuelle Druck gefährde das Kindeswohl erheblich durch die eigenen Familienmitglieder, sagte Rörig. Das betreffe die Gewalt zu Hause aber auch Kinder, die ohnehin sexueller Gewalt in der Familie ausgesetzt seien. "Deren Lage verschärft sich erheblich, weil Schule und Freizeit als Fluchtmöglichkeit fehlen", warnte der Missbrauchsbeauftragte.
Die Täter und Täterinnen können "jetzt noch unbemerkter vom sozialen Umfeld ihre perfide Gewalt ausüben, sagte Rörig. Daher sei es jetzt besonders tragisch, dass die Jugendämter nur auf Sparflamme oder im Notbetrieb arbeiten könnten.
Wer einen Verdacht auf Gewalt oder sexuellen Missbrauch in der Familie habe, solle Nachbarn nicht direkt ansprechen, sondern sich direkt professionellen Rat suchen, riet Rörig. Das seien Jugendämter, die Polizei oder viele andere Beratungsangebote. Auf der Website des Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs seien hilfreiche Tipps und Telefonnummern zusammengestellt.