Corona-Pandemie: Bolsonaro nimmt nach Protesten Lohnsperre zurück

Corona-Pandemie: Bolsonaro nimmt nach Protesten Lohnsperre zurück

Berlin, São Paulo (epd). Nach scharfen Protesten hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro ein Dekret über eine viermonatige Lohnsperre zurückgenommen. Nach der von ihm unterschriebenen "provisorischen Maßnahme" hätten Arbeitgeber bis zu vier Monate lang ihre Verpflichtungen laut Arbeitsvertrag aussetzen können, wie die Tageszeitung "Folha de São Paulo" am Montag (Ortszeit) berichtete.

Arbeiter hätten bis zu vier Monate keinen Lohn bekommen, aber weiter arbeiten müssen. Das Unternehmen hätte nur bestimmte Zulagen und die Krankenversicherung bezahlt. Die Regierung begründete die Maßnahme mit dem Ziel, Arbeitsplätze in der Corona-Krise zu erhalten. Inzwischen wird über eine zeitweise Halbierung der Löhne diskutiert.

Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Rodrigo Maia, nannte die viermonatige Lohnsperre "wenig durchdacht". Er forderte Wirtschaftsminister Paulo Guedes auf, andere Mittel zum Erhalt von Arbeitsplätzen zu ergreifen. Proteste gab es vor allem in den sozialen Medien, aber auch in zahlreichen Zeitungskommentaren. Bolsonaro gehe es hauptsächlich um den Erhalt der "finanziellen Gesundheit von Unternehmen", schrieb die Zeitung "Folha de São Paulo". Denn 70 Prozent aller Arbeiter und Angestellten in Brasilien seien Geringverdiener und erhielten maximal das Dreifache des Mindestlohns. Das entspricht etwa 574 Euro monatlich.

In Brasilien wurden bis Montagabend 1.891 Corona-Infizierte gemeldet, 34 Menschen sind bereits gestorben. Die Pandemie breitet sich in den Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro trotz Ausgangssperre rasant aus. Gründe sind vor allem die beschränkten Möglichkeiten der Menschen in den Armenvierteln, Abstand zu halten und sich in häusliche Quarantäne zu begeben. Die Gewerkschaften warnen vor einer rapiden Zunahme der extremen Armut, weil viele informelle Jobs jetzt wegfallen, die ohne geregeltes Arbeitsverhältnis und ohne jegliche Absicherung sind.