Soziologe erwartet stärkere Digitalisierung durch Corona-Krise

Soziologe erwartet stärkere Digitalisierung durch Corona-Krise

Berlin (epd). Als langfristige gesellschaftliche Folge der Corona-Pandemie sieht der Soziologe Andreas Reckwitz eine weitere Verstärkung der Digitalisierung. "Denn im Zuge der Krise greift man auf digitale Instrumente zurück: Home Office, Digital Learning, digitale Beratung und Betreuung, Onlinekonsum", sagte der Professor für Vergleichende Kultursoziologie der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder der "tageszeitung" (Montag). "Das soziale Leben setzt in der Welt des Digitalen keine körperliche Anwesenheit voraus, was nun ein Vorteil ist", erklärte er. Es sei wahrscheinlich, dass nach der Corona-Krise auf diesen Erfahrungen weiter aufgebaut werde.

Als weitere Folge vermutet Reckwitz, "dass die Krise das Bewusstsein dafür fördert, dass Globalisierungsprozesse mehr Regeln benötigen". Auch dass sich nach der Corona-Krise "Wandlungsprozesse, die bereits vorher begonnen haben, verstärken", erwartet er. Reckwitz betonte: "Wir befinden uns seit etwa 2010 in einer Phase des politischen Paradigmenwechsels. Die Corona-Krise könnte dies noch anheizen."

Ob dagegen auch gesellschaftliche Solidaritätsbeziehungen und einer neuer Gemeinsinn gefördert werden, "das wird man abwarten müssen". Vieles spreche dafür, dass ein neues Paradigma stärker die gesellschaftliche Dynamik reguliert, "ohne nostalgisch in die 'formierte Gesellschaft' der Nachkriegszeit zurückzuwollen". Die Alternative zum Populismus wäre dann eine Art einbettender Liberalismus.