WHO: Afrikanische Gesundheitssysteme vor ernster Herausforderung

WHO: Afrikanische Gesundheitssysteme vor ernster Herausforderung

Genf, Brazzaville, Dakar (epd). Afrikas Gesundheitssysteme stehen im Fall einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer ernsten Herausforderung. Dies gelte selbst für ein Land wie Südafrika, wo die Bedingungen besser seien als sonst irgendwo südlich der Sahara, sagte die WHO-Chefin für die Region, Matshidiso Moeti, am Donnerstag in einer Telekonferenz aus Brazzaville (Republik Kongo). In allen anderen Ländern sei die Herausforderung ungleich größer. So könne sie zwar nicht sagen, wieviele Betten es in Intensivstationen in Afrika gebe. Klar sei aber, dass es sehr wenige seien.

Die WHO versucht Moeti zufolge derzeit, den Bedarf an kritischen Gütern wie Sauerstoff, Beatmungsgeräten oder Masken zu erfassen. Auch kümmere man sich um Feldhospitäler, die im Bedarfsfall eingeflogen werden könnten. Die Prävention einer epidemischen Ausbreitung wird Moeti dadurch erschwert, dass es zu wenig Tests auf das Coronavirus gibt. Der Bedarf sei groß, und man warte dringend auf angekündigte Schnelltests. Nur dann sei man in der Lage, Erkrankungen schnell zu identifizieren und zurückzuverfolgen.

In Afrika gibt es nach WHO-Angaben Stand Mittwoch 233 bestätigte Coronafälle in 30 Ländern. Die meisten seien auf Reisende aus Europa zurückzuführen, sagte Moeti. Die Ausbreitung gehe extrem schnell voran. WHO-Chef Tedros Adhanom, der aus Äthiopien stammt, hatte Afrika am Mittwoch geraten, sich auf das Schlimmste vorzubereiten und vor einer möglichen Dunkelziffer gewarnt. Dem widersprach Moeti am Donnerstag indirekt. Sie gehe davon aus, dass die Infektionen weitgehend erfasst seien.

Ein Problem bei der Prävention sind der Medizinerin zufolge die allgemeinen hygienischen Bedingungen. In vielen afrikanischen Häusern gebe es kein fließendes Wasser, was das empfohlene Händewaschen erschwere. Großfamilien und enge Wohnverhältnisse gerade in afrikanischen Megastädten seien weitere Hürden. Umso wichtiger sei es, die Bewohner aufzuklären und einzelne Fälle zu verfolgen. Ein Vorteil für die Region sei die Erfahrung mit hoch infektiösen Krankheiten wie Ebola. Noch unklar sei hingegen, ob die Tatsache helfe, dass Afrikas Bevölkerung überwiegend jung sei.

Angst vor mangelnder Hilfsbereitschaft aus den selbst betroffenen Ländern des Nordens gibt es nach WHO-Angaben nicht. Derzeit seien Länder wie die USA bereits vor Ort aktiv, bei der Vorbereitung auf eine mögliche Ausbreitung der Epidemie zu helfen, sagte die WHO-Chefin im Senegal, Lucile Imboua-Niava. Außerdem stehen nach WHO-Angaben Gelder unter anderem von Weltbank und Afrikanischer Entwicklungsbank bereit, etwa um Krankenhäuser so umzubauen, dass sie Corona-Patienten behandeln können.