Berlin (epd). Wohlfahrtsverbände fordern Unterstützung von der Bundesregierung, damit das Sozialwesen in der Corona-Krise und danach aufrecht erhalten werden kann. Die Diakonie Deutschland und der Deutsche Caritasverband warnten am Mittwoch in Berlin in einer gemeinsamen Erklärung, etliche Dienste stünden bereits am Rande der Insolvenz. Der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte angesichts der Corona-Krise sofortige Finanzhilfen für Wohlfahrts-Einrichtungen. Gemeinnützige Träger dürften anders als kommerzielle Anbieter kaum Risikorücklagen bilden und könnten sich daher auf längere Schließungen nicht vorbereiten.
Betroffen sei das gesamte Spektrum sozialer Arbeit, erklärten die Verbände: Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Kindergärten, Beratungsstellen, Rehabilitationseinrichtungen wie etwa Kur- und Erholungseinrichtungen bis hin zu Jugendzentren, Altenclubs und Begegnungsstätten.
Die Dienste bräuchten wirtschaftliche Sicherheit, andernfalls drohe der sozialen Wohlfahrt in Deutschland ein schwerer struktureller Schaden, erklärten Caritas-Präsident Peter Neher und Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Die gemeinnützigen Einrichtungen müssten daher mit unter den Rettungsschirm der Bundesregierung genommen werden. Trotz vieler richtiger Entscheidungen der Politik sei dies noch nicht gegeben, erklärten die beiden Präsidenten.
Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen, Ulrich Schneider, forderte, die öffentliche Finanzierung für die Einrichtungen und sozialen Dienste müsse in den nächsten Wochen weiterlaufen, unabhängig von Ausfällen oder temporären Schließungen. Kredite seien in vielen Fällen kein geeignetes Instrument zur Unterstützung, da sie zu einer Überschuldung und damit ebenfalls zum Konkurs der Einrichtungen führen könnten. „Alles, was hereinkommt, muss auch wieder für den guten Zweck ausgegeben werden", schilderte Schneider die besondere Situation gemeinnütziger Einrichtungen.
Die Linke und die FDP im Bundestag unterstützten die Forderungen. Der Staat müsse den sozialen Einrichtungen mit Zuschüssen und nicht nur mit Krediten helfen, damit sie langfristig überleben könnten, erklärte die Sozialexpertin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann. Der teilhabepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Jens Beeck, sagte, der Rettungsfonds der Bundesregierung müsse soziale Einrichtungen einbeziehen. Es sei gegenwärtig unklar, wie die weiterlaufenden Personal- und Mietkosten finanziert werden sollten, wenn die Einrichtungen schließen müssen.
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