Frankfurt a.M., Berlin (epd). Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet, dass sich die Zahl der Corona-Patienten in den Kliniken in den kommenden Tagen verdreifachen wird. "Wenn wir Ende der Woche 20.000 bestätigte Infektionsfälle in Deutschland haben, müssen wir davon ausgehen, dass dann auch bis zu 1.500 Infizierte in den Krankenhäusern behandelt werden müssen", sagte der Präsident der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß. Zurzeit werden laut Krankenhausgesellschaft rund 500 Menschen mit Corona-Infektionen in deutschen Kliniken behandelt.
Die Krankenhäuser seien auf eine solche Zahl von Fällen vorbereitet, sagte Gaß den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag): "Das würde sie nicht überfordern." Um eine noch weitaus größere Zahl von Corona-Kranken behandeln zu können, erwartet die Krankenhausgesellschaft, dass die deutschen Klinken die Zahl der Intensivbetten von derzeit 28.000 in den kommenden Wochen deutlich erhöhen.
"Es geht jetzt darum, die Kapazitäten von Tag zu Tag auszudehnen. In zwei oder drei Monaten ist es möglich, die Zahl der Betten um bis zu 20 Prozent aufzustocken - dann würden wir rund 34.000 Betten haben", sagte Gaß den Funke-Zeitungen. Im Zuge dessen müsse auch die Zahl der Beatmungsgeräte von derzeit 20.000 Stück erhöht werden.
In den Krankenhäusern werden nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Christoph Radbruch, derzeit medizinisch nicht notwendige Operationen zurückgestellt. "Wir haben dadurch weniger Patienten als üblich", sagte Radbruch.
Um für die erwarteten Belastungen in den Intensivstationen gewappnet zu sein, würden Beatmungsplätze eingerichtet, Bestände aufgefüllt und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult, erklärte er. Entscheidend werde in den kommenden Wochen sein, dass es mit den von der Politik erlassenen drastischen Einschränkungen gelinge, eine schnelle Ausbreitung des Virus zu verhindern. Wenn "nicht allzu viele Ärzte und Schwestern in Quarantäne müssen", werden die Krankenhäuser nach seiner Überzeugung die Patientenversorgung sicherstellen können.
Dass jetzt Krankenhäuser aus Sicherheitsgründen Patientenbesuche einschränken, ist laut Radbruch "geübte Praxis". Dem Klinikpersonal seien derartige Maßnahmen bereits aus Grippewellen bekannt - allerdings sei dies noch nie flächendeckend geschehen, räumt er ein. Angehörige und Freunde, die an den Klinikpforten abgewiesen werden, nähmen dies nach seiner Kenntnis "mit großem Verständnis" hin.
In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) forderte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gaß, einen finanziellen "Schutzschirm für alle Krankenhäuser", damit Kliniken in der Corona-Krise nicht pleitegehen. "Die Kliniken, ob privat oder öffentlich, können sich nur dann konsequent auf die Behandlung von Corona-Patienten konzentrieren, wenn sie jetzt schnell die unbedingte Sicherheit erhalten, dass die Absagen anderer Behandlungen nicht zu Liquiditätsengpässen führen", sagte er. Sonst stünden etliche Häuser sehr schnell vor der Insolvenz.
DKG-Präsidiumsmitglied Radbruch, verlangte, dass die Krankenkassen die Rechnungen sofort bezahlen und nicht, wie üblich, erst nach 30 Tagen. Zudem forderte er von den Kassen eine Abschlagszahlung in der Höhe vom März 2019. Gaß betonte: "Wir brauchen in dieser Woche Klarheit, wie die Stabilität sichergestellt wird."
epd kfr/mj mih