Steinmeier: "Brutaler Terroranschlag" in Hanau macht fassungslos

Mahnwache auf dem Hanauer Marktplatz der Opfer des Anschlags in Hauau.
© epd-bild/Tim Wegner
Rund 2.000 Menschen haben am Donnerstagabend bei einer Mahnwache auf dem Hanauer Marktplatz der Opfer der mutmasslich rassistisch motivierten Morde vom Mittwoch gedacht.
Steinmeier: "Brutaler Terroranschlag" in Hanau macht fassungslos

Hanau (epd). Rund 2.000 Menschen haben am Donnerstagabend bei einer Mahnwache auf dem Hanauer Marktplatz der Opfer der mutmaßlich rassistisch motivierten Morde in der Stadt gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte den Angehörigen sein Mitgefühl und seine Solidarität aus. Der "brutale Terroranschlag" in der hessischen Stadt mache "fassungslos, traurig und zornig". Er erinnere in fataler Weise an den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sowie an den Anschlag auf die Synagoge in Halle.

Frank-Bundespräsident Walther Steinmeier neben seiner Frau Elke Büdenbender (2.v.r) und der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier während der Trauerfeier in Hanau am Donnerstag Abend.

Steinmeier rief auch dazu auf, der Sprache der Gewalt Einhalt zu gebieten, die gleichsam den Weg für solche Taten bereite. Wichtig sei es dagegenzuhalten, wenn Menschen diskriminiert, ausgegrenzt oder ihrer Würde beraubt würden. "Wir stehen zusammen, das ist das stärkste Mittel gegen Hetze und Hass", betonte er.

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mahnte, "sich nicht spalten zu lassen, sondern zusammenzuhalten und keinen Millimeter preiszugeben von dieser freiheitlichen Demokratie, nicht nur in Hanau, sondern überall in Deutschland". Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) nannte die Teilnahme von Steinmeier, Bouffier sowie von anderen Politikern und Religionsvertretern an dem Gedenken ein wichtiges Zeichen des Respekts und der Solidarität nicht nur für die Angehörigen der Opfer, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft. An der Mahnwache beteiligten sich unter anderen auch die kurhessische evangelische Bischöfin Beate Hofmann, der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sowie der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek.

Zuvor hatten Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender, Bouffier und seine Frau Ursula, Oberbürgermeister Kaminsky sowie Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) an den beiden Tatorten der Opfer mit einer Schweigeminute gedacht und Blumengebinde niedergelegt.

Der 43 Jahre alte deutsche Staatsangehörige Tobias R. hatte nach vorläufigen Erkenntnissen der Ermittler am Mittwochabend in Hanau in zwei Shisha-Bars insgesamt neun Menschen erschossen. Später wurden er und seine Mutter tot in der Wohnung des mutmaßlichen Täters gefunden. Die Bundesanwaltschaft sieht "gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat". Alle in den zwei Bars getöteten Menschen hatten einen Migrationshintergrund.

Mahnwachen fanden am Donnerstagabend auch in mehr als 50 weiteren deutschen Städten statt. In Berlin versammelten sich vor dem Brandenburger Tor etwa 1.000 Menschen. Sie bildeten eine Kette, an der sich unter anderen SPD-Chefin Saskia Esken, FDP-Chef Christian Lindner, CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak und der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein beteiligten.

In Hamburg kamen unter dem Motto "Gegen rechten Terror und Hass" mehr als 1.000 Menschen vor dem Rathaus zusammen. "Stoppen wir diese menschenverachtende Gewalt", sagte Nordkirchen-Bischöfin Kirsten Fehrs auf der spontanen Kundgebung.

epd lmw/lnh/lob kfr