Marx: Synodaler Weg soll Profil der Kirche schärfen

Marx: Synodaler Weg soll Profil der Kirche schärfen
Der Synodale Weg ist ein Experiment, dessen Ausgang noch offen ist. Am Ende soll die katholische Kirche partizipativer und glaubwürdiger werden. Die Frage nach Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer überschattet den Beginn der Versammlung.

Frankfurt a.M. (epd). Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, wünscht sich, dass der innerkatholische Reformprozess das Profil der Kirche schärft. Beim sogenannten Synodalen Weg gehe es um die Zukunft des christlichen Glaubens, damit eng verbunden sei die Frage der Zukunft der Kirche, sagte Marx am Donnerstag in Frankfurt am Main. Am Nachmittag begann dort das erste Treffen der 230 Teilnehmer des Synodalen Wegs.

In der Synodalversammlung treffen sich katholische Bischöfe und Laienvertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Sie beraten über mögliche Reformen in vier Bereichen: Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, priesterliche Lebensformen und Pflichtzölibat, katholische Sexualmoral und die Rolle der Frau in der Kirche. Der Reformdialog ist ein kirchenrechtliches Unikat. "Wir machen jetzt ein Experiment", sagte Marx.

Der Münchner Erzbischof sagte, dass der Synodale Weg mithelfen solle, die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen, die vor allem durch den Missbrauchsskandal verloren gegangen sei. Ausgangspunkt für den auf zwei Jahre angelegten Reformdialog ist die Missbrauchsstudie, die im September 2018 veröffentlicht wurde. Marx warnte aber auch vor zu großen Erwartungen an die Beschlüsse des Gremiums. "Wir sind kein Parteitag und keine gesetzgebende Versammlung", sagte er.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hofft darauf, dass die Kirche nach Ende des Synodalen Wegs deutlich partizipativer wird. Auch er betonte, die Kirche müsse glaubwürdiger werden. Diskussionsverbote dürfe es nicht geben, sagte er.

Die Betroffenenvereinigung "Eckiger Tisch" forderte vor Beginn der Synodalversammlung eine Neuregelung der Entschädigungsleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt in der Kirche. Der Sprecher der Vereinigung, Matthias Katsch, kritisierte, dass die katholische Deutsche Bischofskonferenz bislang nicht über Vorschläge von Betroffenen entschieden hat.

"Der Synodale Weg kann nicht begonnen werden, während die Opfer draußen vor der Tür stehen und noch auf eine Antwort warten", sagte er am Donnerstag vor Journalisten. Auf der Herbst-Vollversammlung der Bischöfe im September hatte Katsch zwei mögliche Modelle für eine Neuregelung vorgestellt: Ein Modell sieht eine pauschale Entschädigungszahlung in Höhe von 300.000 Euro vor, ein anderes individuelle Entschädigungen zwischen 40.000 und 400.000 Euro im Einzelfall.

Marx kündigte an, die Bischofskonferenz wolle auf ihrer Frühjahrs-Vollversammlung über die Frage der Entschädigungsleistungen beraten. Er hoffe, dass man in diesem Jahr noch zu einer Neuregelung finde. Er werde sich dafür einsetzen.

Die Frauenbewegung "Maria 2.0" forderte eine neue Art der Gemeindeleitung für katholische Gemeinden, die eine stärkere Beteiligung von Frauen ermöglicht. "Ein Frauenpriestertum ist nicht unser Ziel", sagte Monika Humpert von "Maria 2.0". Die Frauenbewegung demonstrierte am Nachmittag vor dem Frankfurter Dom, wo die Messe zum Beginn der Synodalversammlung stattfand. "Maria 2.0", "Wir sind Kirche" und die Betroffenenvertretung "Eckiger Tisch" sind nicht in der Synodalversammlung vertreten.