Tansania-Kredit wegen Schul-Ausschluss schwangerer Mädchen auf Eis

Tansania-Kredit wegen Schul-Ausschluss schwangerer Mädchen auf Eis

Genf, Washington (epd). Nach massiver Kritik von Menschenrechtlern an der tansanischen Regierung schiebt die Weltbank eine Entscheidung über einen Millionenkredit an das ostafrikanische Land auf. Das berichtete der US-Fernsehsender CNN am Montagabend (Ortszeit) unter Berufung auf ein Mitglied des Exekutivrats der Weltbank. Konkret geht es um 500 Millionen US-Dollar (454 Millionen Euro), mit dem das tansanische Bildungswesen gestärkt werden soll. Kritiker protestieren gegen den Ausschluss schwangerer Mädchen vom Schulbesuch und erzwungene Schwangerschaftstests an Schulen in Tansania. Der Weltbank-Kredit sollte ursprünglich am Dienstag beschlossen werden.

Aus den gleichen Gründen hatte die Weltbank bereits 2018 einen Kredit über 300 Millionen Dollar an Tansania zurückgezogen. Bei einem Treffen mit Weltbank-Vertretern am Montag hatten sich Menschenrechtler gegen die Bewilligung des Darlehens ausgesprochen. Daraufhin forderte den Angaben zufolge ein nicht näher genanntes Mitglied des Exekutivrats die Verschiebung. Die Weltbank hatte bisher argumentiert, mit der tansanischen Regierung seien andere Bildungsangebote für Jugendliche vereinbart worden, die der regulären Schule verwiesen werden.

In Tansania wird seit dem Amtsantritt des autoritären Präsidenten John Magufuli 2015 landesweit ein umstrittenes Gesetz angewendet. Es zwingt Mädchen im Teenageralter, zwei Mal im Jahr einen Schwangerschaftstest an der Schule zu machen. Sind Schülerinnen schwanger, dürfen sie den Unterricht nicht weiter besuchen. Auch eine Rückkehr an die Schule ist ihnen verwehrt. Kritiker der Regelung werden verfolgt. So wurde die Oppositionsabgeordnete Halima Mdee 2017 inhaftiert, nachdem sie die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes angezweifelt hatte.

CNN zitiert aus einem Weltbank-Dokument, wonach alleine 2017 etwa 5.500 tansanische Mädchen die Schule abbrechen mussten, weil sie schwanger wurden. Andere Schätzungen gehen von jährlich bis zu 8.000 betroffenen Mädchen aus. Im Durchschnitt wird den UN zufolge jede vierte Tansanierin bereits im Alter von 15 bis 19 Jahren Mutter.