Jüdischer Weltkongress: Auschwitz war Zenit des Bösen

Jüdischer Weltkongress: Auschwitz war Zenit des Bösen
Knobloch macht AfD für erstarkenden Antisemitismus mitverantwortlich
Am 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz rückt auch der
aktuelle Antisemitismus in den Fokus. Der Jüdische Weltkongress fordert Deutschland auf, stärker gegen antisemitische Hetze im Internet vorzugehen.

Berlin, Passau (epd). Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hat der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, Deutschland aufgefordert, seine Anstrengungen gegen rassistische und antisemitische Hetze im Internet zu verstärken. "Deutschland muss deutlich mehr tun, um Menschen aufzuklären", sagte Lauder der "Bild"-Zeitung (Montag). Den größten Nachholbedarf gebe es im Kampf gegen Hass und Rassismus im Internet.

Auschwitz sei "das Symbol für den Holocaust. Eine Million Menschen wurden hier ermordet, weil sie Juden waren", sagte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses. "Auschwitz war der teuflische Zenit alles Bösen, zu dem Antisemitismus führen kann. Dagegen müssen wir unsere Stimme erheben. Denn Rassismus und Judenhass sind nicht ausgerottet. Im Gegenteil: Sie wachsen weiter, weltweit!"

Vor dem Holocaust-Gedenktag hatten Politiker vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland gewarnt. Die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, sieht die AfD dafür in der Mitverantwortung. Es seien "vor allem die Politiker der AfD, "die den Antisemitismus gesät haben und weiter säen", sagte sie der "Passauer Neuen Presse" (Montag). Antisemitismus heute komme aus drei Richtungen: "Die AfD ist eine Ursache des neuen Judenhasses, zusammen mit Linksextremisten und Islamisten."

Um gegen Antisemitismus vorzugehen, sieht Knobloch auch das deutsche Bildungssystem in der Pflicht. Schüler sollten nach Polen reisen und das frühere Konzentrationslager Auschwitz besuchen. Sollte der Antisemitismus weiter zunehmen, könne es auch zur Auswanderung jüdischer Bürger kommen: "Viele Juden in Deutschland machen sich gerade wegen der Kinder Sorgen und Gedanken, ob sie hier noch eine Zukunft haben", sagte die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

In Polen und Deutschland wird am Montag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Anlass ist der 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Dort wird es eine zentrale Gedenkveranstaltung mit Gästen aus aller Welt geben, unter ihnen Holocaust-Überlebende sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der israelische Präsident Reuven Rivlin.

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Allein dort wurden mehr als eine Million Menschen ermordet. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hatte 1996 das Datum als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus proklamiert.

epd jup/lbm fu