Protestanten feiern Reformationstag

Protestanten feiern Reformationstag

Frankfurt a.M. (epd). Protestanten in aller Welt feiern an diesem Donnerstag den Reformationstag. Dabei wird an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren erinnert. Vor allem in den Bundesländern, in denen der Tag ein gesetzlicher Feiertag ist, laden die Kirchen zu Gottesdiensten, Konzerten und Diskussionsveranstaltungen ein, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mitteilte. Der Reformationstag am 31. Oktober ist gesetzlicher Feiertag in den neun Bundesländern Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. In Bundesländern, in denen kein arbeitsfreier Tag ist, haben die Landeskirchen ihre zentralen Veranstaltungen teilweise auf die Abendstunden gelegt.

Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung. Während der Gedenktag früher zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber katholischen Christen genutzt wurde, wird er inzwischen im Geist der Ökumene gefeiert. Zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 war der Tag einmalig bundesweit arbeitsfrei.

Am 31. Oktober wird auch an die vor 20 Jahren unterzeichnete historische Ökumene-Erklärung zur Rechtfertigungslehre erinnert. Lutheraner, Katholiken, Methodisten, Reformierte und Anglikaner begehen das Jubiläum mit einem zentralen Gottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche. Nach Angaben des Lutherischen Weltbundes (LWB) werden weltweit am 31. Oktober Gottesdienste zum Jubiläum der Erklärung gefeiert. Der 1947 gegründete Lutherische Weltbund repräsentiert mehr als 75,5 Millionen Christen.

Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre wurde 1999 zwischen dem Lutherischen Weltbund und der römisch-katholischen Kirche unterzeichnet. Das Dokument gilt als Meilenstein der christlichen Ökumene. Der Streit um die biblische Lehre von der Rechtfertigung spaltete am Ende des Mittelalters die Christen in Europa: Dabei ging es um das Zentrum ihres Glaubens: Wie bringt der Mensch sein Verhältnis zu Gott in Ordnung? Katholiken und Protestanten beantworteten diese Fragen unterschiedlich und gingen seit dem 16. Jahrhundert getrennte Wege. Vor 20 Jahren konnte sich beide Kirchen darauf einigen, dass sie das Verständnis der Rechtfertigung aus Gottes Gnade grundsätzlich teilen. Später stimmten auch Methodisten, Reformierte und Anglikaner der Erklärung zu.

An der zentralen Feier in Stuttgart nehmen der württembergische Landesbischof Frank Otfried July in seiner Funktion als Vorsitzender des Deutschen LWB-Nationalkomitees und der Vorsitzende der Ökumenekommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige aus Magdeburg, teil. Bischof Harald Rückert vertritt die Evangelisch-methodistische Kirche, Pfarrer Hans-Georg Ulrichs den Reformierten Bund und Canon Christopher Jage-Bowler den "Council of Anglican and Episcopal Churches in Germany". Der Gottesdienst beginnt um 18 Uhr.

Am Reformationstag startet zudem das aufwendig inszenierte Historiendrama "Zwingli" in den deutschen Kinos. Die Produktion ist ein Beitrag zum Zwingli-Jahr 2019 und konzentriert sich auf die Zürcher Jahre des wortgewaltigen Predigers Ulrich (Huldrych) Zwingli (1484-1531). Der Kino-Start von "Zwingli" in der Schweiz war bereits im Januar diesen Jahres. Mit dem 25 Jahre später geborenen Genfer Reformator Johannes Calvin legte Zwingli die Grundlage für die Reformierte Kirche, neben den Lutheranern der große Zweig im Protestantismus mit heute weltweit 80 Millionen Christen.

Der Reformationstag wurde erst 150 Jahre nach der Reformation zum Gedenktag. Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen setzte den Tag im Jahr 1667 fest. Nach den Reformationsjubiläen 1717 und 1817 etablierte sich das Reformationsfest weiter. Der Gedenktag wird als Gelegenheit zur evangelischen Selbstbesinnung verstanden. Luther wollte die Kirche zum geistigen Ursprung der Botschaft des Evangeliums zurückführen. Die von Luther geforderten Reformen führten nicht nur zur Gründung der evangelischen Kirchen, auch die römisch-katholische Kirche hat sich seitdem grundlegend reformiert.

epd lbw/cez mih