Trauer um SPD-Politiker Erhard Eppler

Trauer um SPD-Politiker Erhard Eppler
Der SPD-Politiker Erhard Eppler ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn als "großen Sozialdemokraten".

Stuttgart (epd). Der SPD-Politiker Erhard Eppler ist tot. Der frühere Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit starb am Samstag im Alter von 92 Jahren in seiner Wahlheimat Schwäbisch Hall, wie die SPD Baden-Württemberg auf ihrer Internetseite mitteilte. Vertreter aus Politik und Kirche würdigten Eppler als Vordenker, der seiner Zeit voraus gewesen sei.

"Wir verlieren einen großen Vordenker in unseren Reihen", erklärte die kommissarische SPD-Parteivorsitzende Malu Dreyer. Er habe die SPD als langjähriges Mitglied im Vorstand und Präsidium sowie als Leiter der Grundwertekommission tief geprägt. Eppler sei "ein brillanter Denker und messerscharfer Analyst unserer Zeit" gewesen, "der für seine Positionen einstand und Widerspruch aushalten konnte".

Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende in Baden Württemberg, Andreas Stoch, sagte, Eppler sei "eine herausragende Persönlichkeit der Sozialdemokratie, im Bund und in Baden-Württemberg". Sein Wertefundament und seine Prinzipientreue blieben wegweisend. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, nannte Eppler einen "Vordenker der Sozialdemokratie", der sich mit großer Leidenschaft für die Entspannungspolitik und die Versöhnung sowie für den Dialog mit Russland eingesetzt habe.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Verstorbenen als "großen Sozialdemokraten und einen wichtigen Vordenker der Gesellschafts-, Umwelt- und Friedenspolitik." Eppler sei "ein großer Denker und wunderbarer Lehrer" gewesen, schrieb Steinmeier in einem Kondolenzschreiben an die Witwe.

"Erhard Eppler war und bleibt ein großer Vordenker und Gestalter deutscher Entwicklungspolitik", erklärte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Sein Vermächtnis zum Schutz globaler Güter und zur Umsetzung einer globalen Verantwortungsethik bleibe ein besonderer Auftrag für die heute Verantwortlichen.

Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July würdigte Eppler als "seiner Zeit weit voraus" und einen "großen Protestanten". Der Politiker habe aus seinem christlichen Glauben heraus Verantwortung übernommen, "auch dann, wenn es unpopulär und seiner Parteikarriere nicht förderlich war". Sein protestantischer Gewissensernst habe ihn ausgezeichnet und dazu gebracht, als richtig Erkanntes umsetzen zu wollen.

Die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, erklärte, Eppler habe sich "als kluger Vordenker stets für die Themen eingesetzt, die ihm am Herzen lagen". Er habe dabei insbesondere Stellung für die noch immer hochaktuellen Friedensthemen bezogen.

Der promovierte Gymnasiallehrer Eppler war von 1968 bis zu seinem Rücktritt 1974 unter anderem unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) Entwicklungsminister. Von 1968 bis 1984 war Eppler Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zeitweise Mitglied der Kammer der EKD für öffentliche Verantwortung. 1981 bis 1983 und 1989 bis 1991 war er Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher.

Schon in den 70er Jahren trat Eppler unter dem Motto "Ende oder Wende", so einer seiner Buchtitel, für eine ökologische Politik ein und beschrieb Grenzen des Wachstums. In den 80er Jahren war er Gegenspieler von Helmut Schmidt (SPD). Während sich Schmidt als "Verantwortungsethiker" für die Nachrüstung mit Atomraketen einsetzte, engagierte sich Eppler in der Friedensbewegung. Später warb er für einen pragmatischen Umgang mit dem Militär. In Zeiten "entstaatlichter Gewalt", wo Mörderbanden und Söldner ihr Unwesen trieben, müssten Soldaten und Pazifisten kooperieren, argumentierte er.

Eppler wurde 1926 in Ulm geboren und entstammte einem protestantischen Elternhaus. Die Mutter war Tochter eines liberalen württembergischen Pfarrers, der Vater ein Anhänger des linksliberalen Politikers und Pfarrers Friedrich Naumann. Über die Gesamtdeutsche Volkspartei von Gustav Heinemann kam Eppler 1956 zur SPD.

Auch ohne Amt übte Eppler öffentlichen Einfluss aus. So setzte er sich als Autor in Aufsätzen und Büchern mit dem Problem zerfallender Staaten, der Privatisierung öffentlicher Aufgaben, der Macht der Finanzmärkte und der Ohnmacht der Staaten auseinander.

epd tz