Sachsens Kirchenamtspräsident sieht "offene Fragen" im Fall Rentzing

Sachsens Kirchenamtspräsident sieht "offene Fragen" im Fall Rentzing
16.10.2019
epd
epd-Gespräch: Johannes Süßmann

Dresden (epd). Der Präsident des sächsischen Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach, bedauert den Umgang von Landesbischof Carsten Rentzing mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Die aktuelle Problemlage sei der Tatsache geschuldet, dass Rentzing "zögerlich mit seiner Vergangenheit umgegangen ist oder zumindest Fragen offengelassen hat", sagte Vollbach dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch in Dresden. Ob dies bewusst oder unbewusst geschehen sei, könne er nicht beurteilen.

Die Landeskirche gehe davon aus, dass Rentzing bis heute Kontakt zum Leiter der Berliner "Bibliothek des Konservatismus", Wolfgang Fenske, hat, erklärte Vollbach weiter. Dies werfe "natürlich neue Fragen auf", die jedoch nur Rentzing beantworten könne. Nach Angaben der Landeskirche hatte Fenske auch an Rentzings Amtseinführung als Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens 2015 teilgenommen. Die Bibliothek wird dem Umfeld der Neuen Rechten zugeordnet.

Rentzing hatte am Freitag nach anhaltender Kritik an seiner Person überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Tags darauf wurde bekannt, dass er als Student vor rund 30 Jahren Texte in der Zeitschrift "Fragmente" verfasst und das Blatt auch mit herausgegeben hat. Die Leitung der sächsischen Landeskirche stufte die Texte am Sonntag als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein. Sie seien "aus damaliger und aus heutiger Sicht unvertretbar".

Der 52 Jahre alte Rentzing gilt als konservativer Theologe, der etwa die Segnung homosexueller Paare ablehnt. Er stand immer wieder in der Kritik, unter anderem, weil er sich nicht deutlich von der AfD absetzte. Zuletzt war Kritik an seiner Mitgliedschaft in einer schlagenden Studentenverbindung sowie an einem Vortrag in der "Bibliothek des Konservatismus" 2013 laut geworden.

Vollbach sagte auf die Frage, ob die Vergangenheit von Bischofskandidaten in Sachsen künftig genauer geprüft werde: "Ich gehe fest davon aus, dass das so sein wird". Dies könne etwa Mitgliedschaften in "Vereinen, Parteien, Burschenschaften oder anderen Organisationen" betreffen, ergänzte er.

Rentzing befindet sich derzeit im Urlaub. Vollbach sagte, die Kirchenleitung habe keinen Kontakt zu ihm, bemühe sich aber darum, auch um zu klären, ob der Bischof persönlichen oder geistlichen Beistand brauche.

Die Kirchenleitung will am Montag entscheiden, ob sie Rentzings Rücktrittsangebot annimmt. Sollte sie dies tun, gelte es zu beraten, wann ein Verfahren für die Nachfolge beginnen könnte, sagte Vollbach. Rentzing selbst werde nach jetzigem Stand nicht an der Sitzung teilnehmen.