Klimaaktivisten besetzen Berliner Straßen

Klimaaktivisten besetzten Berlin
© Carsten Koall/dpa
Die Bewegung "Extinction Rebellion" hat zum Auftakt der Aktionswoche "Berlin blockieren" den Großen Stern besetzt.
Klimaaktivisten besetzen Berliner Straßen
Carola Rackete fordert Regierung zum Handeln auf
"Extinction Rebellion" macht ernst: In Berlin blockierten Klimaaktivisten am Montag Verkehrsknotenpunkte. Aktionen sind auch in den kommenden Tagen geplant. Kritik gibt es vor allem aus der Politik.

Berlin (epd). Mit Blockadeaktionen auf Straßen und Plätzen in Berlin haben am Montag zahlreiche Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Vor allem am Potsdamer Platz und am Großen Stern rings um die Siegessäule versammelten sich bei sonnigem Herbstwetter über den Tag Demonstranten und sorgten für Verkehrssperrungen. In den kommenden Tagen sind in der Hauptstadt weitere Blockaden geplant.

Die Klimabewegung "Extinction Rebellion" ("Aufstand gegen das Aussterben"), die zu den Aktionen aufgerufen hatte, sprach von jeweils rund 2.000 Teilnehmern, die Polizei von jeweils mehreren Hundert. Dabei schwankten die Teilnehmerzahlen über den Tag hin stark. Laut Polizei verliefen die Proteste bis zum späteren Nachmittag friedlich und störungsfrei.

Nach wiederholter Aufforderung der Polizei, den Potsdamer Platz freizumachen, ketteten sich am Nachmittag zwölf Demonstranten an, wie "Extinction Rebellion" mitteilte. Weitere Proteste gab es etwa vor einer Zufahrt zum Tiergartentunnel, der vorübergehend von Demonstranten am Kemperplatz blockiert wurde, sowie vor dem Landwirtschaftsministerium. Hier demonstrierte die Gruppe "Animal Rebellion" für einen Systemwandel in der Agrarwirtschaft. Zu einer Kurzzeitblockade durch 70 bis 80 Personen kam es in der Ebertstraße am Holocaust-Mahnmal. Nicht angemeldet war auch eine Radtour von bis zu 70 Klimaaktivisten.

Auch in anderen Großstädten weltweit wie London, Kapstadt und Madrid waren Proteste von "Extinction Rebellion" angekündigt. Zudem hat seit dem Wochenende neben dem Bundeskanzleramt ein sogenanntes Klimacamp mit Hunderten Aktivisten aus ganz Deutschland seine Zelte aufgeschlagen.

Bei einer Kundgebung an der Siegessäule am Großen Stern forderte die frühere Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete die Bundesregierung auf, den Klimanotstand auszurufen. Im Gegensatz zu früheren regionalen Klimaveränderungen handele es sich heute um eine existenzielle ökologische Krise, die alle auf der Erde betreffe, sagte sie bei der Einweihung einer symbolischen Arche aus Holz mit dem Namen "Rebella". Begonnen hatten die Aktionen bereits am frühen Montagmorgen, als laut Polizei etwa 1.000 Menschen den Autoverkehr am Großen Stern in Berlin-Tiergarten lahmlegten.

Mit ihren Aktionen will die Klimabewegung "Extinction Rebellion" den Druck auf die Bundesregierung erhöhen. Ziel des "Aufstandes gegen das Aussterben" seien bedeutend strengere Vorschriften als die von der Bundesregierung im Rahmen ihres Klimapaketes vereinbarten Maßnahmen, hieß es. Unter anderem fordern die Aktivisten die Verringerung der Treibhausgas-Emissionen bis 2025 "auf Netto-Null".

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) kündigte am Montag im RBB-Inforadio an, dass die Polizei "mit Augenmaß" gegen die Umweltaktivisten vorgehen werde. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) verurteilte die Protestblockaden der Klima-Aktivisten. "Das Anliegen des Klimaschutzes, das teilen wir ja alle", sagte der CDU-Politiker am Montag im "Morgenmagazin" des ZDF. Doch die Ankündigung gefährlicher Eingriffe in den Straßenverkehr sei nicht akzeptabel.