Fast 50 Tote bei zwei Anschlägen in Afghanistan

Fast 50 Tote bei zwei Anschlägen in Afghanistan
Sicherheitsrat verlängert Mandat der UN-Mission
Wahlkampfzeit ist in Afghanistan oft die Zeit zunehmender Gewalt. Auch diesmal folgen die Taliban ihrer Ankündigung, den demokratischen Prozess zu stören.

Kabul, New York (epd). Kurz vor der Präsidentenwahl in Afghanistan haben die Taliban bei zwei Selbstmordanschlägen mindestens 48 Menschen getötet. Am Rande einer Wahlkampfveranstaltung von Präsident Aschraf Ghani zündete am Dienstag ein Attentäter auf einem Motorrad eine Bombe. Mindestens 26 Menschen kamen ums Leben, mehr als 40 wurden verletzt. Präsident Ghani blieb bei dem Anschlag in der Parwan-Provinz, nördlich der Hauptstadt Kabu, unversehrt.

Wenig später wurden bei einem weiteren Selbstmordattentat nahe der US-Botschaft in Kabul mindestens 22 Menschen getötet. Weitere etwa 38 Menschen wurden bei dem Angriff am belebten Massud-Platz im Zentrum von Kabul verletzt. Unter den Opfern waren viele Frauen und Kinder. Die Taliban bekannten sich zu beiden Anschlägen.

Präsident Ghani erklärte, mit den Attentaten zeigten die Taliban erneut, dass sie weder Frieden noch Stabilität in Afghanistan wollten. Die UN-Mission für Afghanistan (Unama) kritisierte die Anschläge als "verachtenswürdige Missachtung ziviler Lebens".

Die Präsidentenwahl ist für den 29. September geplant. Der 70-jährige Ghani gilt als Favorit. Doch Wahlkampfzeiten sind in Afghanistan seit Jahren von Gewalt und Korruption geprägt. Auch diesmal haben die Taliban angekündigt, die Abstimmung zu stören und Anschläge auf Wahllokale zu verüben.

In New York verlängerte der UN-Sicherheitsrat am Dienstag das Mandat der internationalen politischen Mission Unama in Afghanistan. Deutschland und Indonesien hatten den Resolutionsentwurf eingebracht, der einstimmig von allen 15 Mitgliedern des Rates angenommen wurde. Das ständige Ratsmitglied China hatte zunächst gedroht, gegen den Entwurf ein Veto einzulegen.

Unama hilft bei der Vorbereitung der Wahlen, soll einen Friedensprozess fördern, staatliche Strukturen stärken und auch bei der Rückkehr afghanischer Flüchtlinge helfen. In der Sitzung des Sicherheitsrates verurteilten die Ländervertreter die zwei Selbstmordattentate.

Eine Recherche des britischen Nachrichtensenders BBC zeichnet ein verheerendes Bild der Situation in Afghanistan: Demnach sind allein im Monat August 473 Zivilisten getötet worden. Bei 611 Vorfällen starben insgesamt 2.307 Menschen - die Mehrzahl der Todesopfer waren Taliban-Kämpfer oder Sicherheitspersonal.

Vor gut zwei Wochen waren Verhandlungen zwischen den aufständischen Taliban und den USA über ein mögliches Friedensabkommen gescheitert, das ein Ende des fast 18 Jahre dauernden Konflikts einleiten sollte. Damit steht das Land kurz vor der Präsidentenwahl vor einer ungewissen Zukunft.

epd ta/her fu