Farbenfrohe Wallfahrt der Tamilen in Kevelaer

Farbenfrohe Wallfahrt der Tamilen in Kevelaer
Bunte Gewänder und fremdsprachige Gesänge: Bei der Tamilenwallfahrt weht jedes Jahr ein Hauch von Sri Lanka durch das niederrheinische Kevelaer. Tausende Tamilen kamen am Samstag zur Wallfahrt zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten".

Kevelaer (epd). Mehrere tausend Tamilen sind am Samstag zu ihrer traditionellen Wallfahrt in den niederrheinischen Marien-Wallfahrtsort Kevelaer gereist. Bis zum Abend wurden nach Angaben der Veranstalter bis zu 10.000 Katholiken und Hindus erwartet. Organisiert wurde die inzwischen 32. Wallfahrt von der Tamilenseelsorge im Bistum Essen, die vom Bistum Aachen unterstützt wird. Die Tamilenwallfahrt ist die größte Einzelwallfahrt in Kevelaer.

Für die Tamilen ist die Wallfahrt zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" in Kevelaer seit vielen Jahren der Höhepunkt im kirchlichen Jahreskreis und ebenso wichtig wie der Marienwallfahrtsort Madhu auf Sri Lanka. Priester Albert Koolen, der die Pilger betreut, erklärte, neben dem Glaubensfest sei die farbenprächtige Wallfahrt auch stets ein Zusammentreffen von Familien, die oft weit entfernt voneinander in Deutschland oder Nachbarländern eine neue Heimat gefunden hätten. Nicht nur die katholischen Tamilen, auch die hinduistischen verehren Maria.

Die Wallfahrt startete am Samstagvormittag mit einem Pontifikalamt im Forum Pax Christi. Hauptzelebrant war Bischof Justin Gnanapragasam aus der Diözese Jaffna auf Sri Lanka. Er betete mit den aus ganz Deutschland sowie aus Frankreich, den Niederlanden und Skandinavien angereisten Tamilen für den Fortbestand des Friedens in dem Inselstaat und die Gleichberechtigung der dort lebenden Tamilen. 26 Jahre lang herrschte auf Sri Lanka ein Bürgerkrieg, der für viele Tamilen Anlass zum Verlassen der Heimat war. Zwar sei der Bürgerkrieg seit 2009 beendet, aber immer noch nicht seien alle Probleme befriedigend gelöst, sagte Bischof Gnanapragasam.

Am Nachmittag fand eine bunte Prozession mit Musik, traditionellen Trachten, Fahnen und Gesängen statt, worauf die Anbetung nach tamilischer Tradition an der Gnadenkapelle folgte. Vor und in der Kerzenkapelle brannten Tausende Kerzen. Gläubige warteten in langen Schlangen darauf, einen Blick auf das kleine und unscheinbare Marienbild zu werfen.

Bis in den späten Abend hinein wird Kevelaer auch eine Feierstätte sein, bei der sich Familien aus unterschiedlichsten Ländern und Städten wiedersehen. Die Wallfahrt stellt für viele Tamilen auch einen inoffiziellen Heiratsmarkt dar, bei dem Ehen angebahnt werden. Auf einem tamilischen Markt hinter der Basilika konnten Spezialitäten aus Sri Lanka gekauft und traditionelle Speisen verzehrt werden.

In Deutschland leben nach Angaben der Behörden aktuell etwa 60.000 Tamilen. Zehn Prozent von ihnen sind nach Angaben der Tamilenseelsorge Katholiken, 90 Prozent Hindus. Die erste Tamilen-Wallfahrt fand 1987 mit rund 50 Teilnehmern statt. Kevelaer ist wegen Marienerscheinungen in den Jahren 1641/1642 Wallfahrtsort und zieht etwa eine Million Pilger jährlich an.