Berlin, São Paulo (epd). Einen Tag nach den gewaltsamen Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Drogenbanden in einem Gefängnis im Norden Brasiliens ist die Zahl der Toten auf 58 gestiegen. Eine weitere Leiche sei völlig verbrannt im Innern des Gefängnisses gefunden worden, teilte die Gerichtsmedizin des Bundesstaates Pará am Dienstagabend (Ortszeit) laut dem Nachrichtenportal "G1" mit.
Von der Gerichtsmedizin wurden inzwischen 15 Opfer identifiziert und die Namen den Familien mitgeteilt. Es handelt sich um Männer im Alter von 20 bis 35 Jahre. Vor dem Gefängnis in der Stadt Altamira in der Amazonasregion warteten weiter verzweifelte Familienangehörigen und hofften auf Nachricht.
Das Massaker entzündete sich Montag an Revierkämpfen von verfeindeten kriminellen Organisationen, die den Drogenhandel kontrollieren. Das Gefängnis war zudem mit 343 Häftlingen mehr als doppelt belegt. Nur 33 Wärter sollen für die Sicherheit in der Haftanstalt angestellt gewesen sein.
Nach Angaben der Gerichtsmedizin sind zusätzliche Experten im Einsatz, die die Leichen anhand von DNA-Tests identifizieren sollen. Demnach sollen 41 Insassen erstickt sein, 16 Häftlinge sollen enthauptet worden sein. Die Anführer der kriminellen Organisationen seien auf verschiedene Hochsicherheitsgefängnisse aufgeteilt worden.
Im Bundesstaat Pará in der Amazonasregion kämpfen die größten verfeindeten kriminellen Organisationen aus Rio de Janeiro und São Paulo um die Vorherrschaft im Drogenhandel von Kolumbien und Peru. In vielen Haftanstalten haben sie das Kommando übernommen.
In den überbelegten Gefängnissen in Brasilien kommt es immer wieder zu gewaltsamen Rebellionen. Ende Mai waren in vier Gefängnissen innerhalb von zwei Tagen mindestens 55 Häftlinge getötet worden.