Wissenschaftsrat: Friedens- und Konfliktforschung stärken

Wissenschaftsrat: Friedens- und Konfliktforschung stärken

Gießen (epd). Der Wissenschaftsrat empfiehlt dem Bund die finanzielle Stärkung der Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland. Durch eine bessere Vernetzung ließe sich das große Potenzial noch besser ausschöpfen und die internationale Sichtbarkeit weiter erhöhen, erklärte das Gremium am Montag nach seiner Sitzung in Gießen. Diese Vernetzung könne die Friedens- und Konfliktforschung "mit ihren oft sehr kleinen, breit über das Bundesgebiet verteilten Standorten nicht aus eigener Kraft erreichen", sagte die Ratsvorsitzende Martina Brockmeier.

Da sich der Bund von diesem Forschungsbereich intensiv beraten lasse, solle er die Arbeit mit einer zeitlich befristeten Fördermaßnahme auch unterstützen. Auch die Bundesländer seien aufgerufen zu prüfen, ob sie regionale Kooperationen weiter stärken können.

Die Friedens- und Konfliktforschung stehe seit ihren Anfängen zu Beginn der 1970er Jahre in engem Austausch mit der Politik und berate vor allem mehrere Bundesministerien intensiv. "Lange Zeit galt sie als verlängerter Arm der Friedensbewegung und stand unter Ideologieverdacht", erklärte der Wissenschaftsrat. Doch dieser Vorwurf sei heute nicht mehr haltbar, betonte Brockmeier: "Die Friedens- und Konfliktforschung ist inzwischen eine empirisch-analytische Wissenschaft, die zu Recht großen Wert auf parteipolitische Neutralität und politische Unabhängigkeit legt." Die Studiengänge seien stark nachgefragt und wiesen eine überdurchschnittliche Anzahl ausländischer Studentinnen und Studenten auf.

"Angesichts der Gefahr eines neuen Rüstungswettlaufs und neuer technologischer Entwicklungen, die gerade im Cyberraum die Grenzen zwischen zivil und militärisch zunehmend aufheben, ist naturwissenschaftlich-technische Forschung und Politikberatung zwingend erforderlich", hieß es. Deutschland brauche diese Expertise, um international überzeugend für Abrüstung und Rüstungskontrolle wirken zu können und um Strategien für den Umgang mit neuen Technologien zu entwickeln, unterstrich Brockmeier.

Der Wissenschaftsrat appellierte an die Bundesregierung und den Bundestag, insbesondere die finanzielle Ausstattung der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) rasch merklich zu verbessern. Um die politische Unabhängigkeit zu gewährleisten und die Arbeitsfähigkeit der Stiftung langfristig zu sichern, müsse das Stiftungskapital aufgestockt werden.

Der Wissenschaftsrat gilt als das älteste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Europa. Der Rat mit Sitz in Köln wurde am 5. September 1957 in der Bundesrepublik Deutschland von Bund und Ländern auf der Grundlage eines Verwaltungsabkommens gegründet. Er berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in allen Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbereichs.