ARD will Redaktionen nach Notre-Dame-Kritik besser verzahnen

ARD will Redaktionen nach Notre-Dame-Kritik besser verzahnen

Berlin (epd). Nach der Kritik an der Fernsehberichterstattung über den Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris will die ARD künftig Hörfunkkorrespondenten stärker einbinden. Das kündigte der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm am Mittwoch nach einer Sitzung der Intendanten des Senderverbunds in Berlin an. Die Radiojournalisten könnten dann ihre TV-Kollegen vor Ort unterstützen. Besser aufstellen wolle man sich auch mit einer stärkeren Verzahnung der Redaktionen, damit bei wichtigen Ereignissen immer klar sei, wer zu dem Zeitpunkt handeln könne.

Nach dem Brand der Kathedrale Mitte April hatten Kritiker den öffentlich-rechtlichen Anstalten vorgeworfen, nicht in ausreichendem Maße live von der Katastrophe berichtet zu haben. Zu den andauernden Beratungen der Bundesländer über die Zukunft des Rundfunkbeitrags äußerte sich Wilhelm zurückhaltend. Die Länder seien die Herren des Verfahrens, betonte der Intendant des Bayerischen Rundfunks.

Derzeit liegt der Rundfunkbeitrag bei 17,50 Euro pro Monat und Haushalt. Die öffentlich-rechtlichen Sender melden alle vier Jahre ihren Bedarf bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) an. Das unabhängige Sachverständigengremium prüft die Anmeldungen und kann sie auch kürzen. Über die Höhe des Beitrags entscheiden dann auf Basis der KEF-Empfehlung die Ministerpräsidenten, die Parlamente aller 16 Bundesländer müssen zustimmen. In dem neuen Modell soll die KEF eine veränderte Rolle wahrnehmen. Der Rundfunkbeitrag könnte künftig an einen Kennwert wie die Inflationsrate gekoppelt werden, eine Entscheidung über das sogenannte Indexmodell haben die Länderchefs aber wiederholt vertagt.

Laut Wilhelm plant die ARD, im kommenden Jahr mit mehr Netzinhalten zu wichtigen Themen aus Wissenschaft und Forschung aufzuwarten. Dabei wolle man mit dem ZDF zusammenarbeiten.

In ihrer Sitzung entschieden die Intendanten außerdem über die Neubesetzung der Chefredaktion von ARD-aktuell. Marcus Bornheim (45) vom Bayerischen Rundfunk soll ab dem 1. Oktober die Redaktion in Hamburg leiten, die unter anderem "Tagesschau" und "Tagesthemen" verantwortet. Bornheim ist derzeit Stellvertreter von ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke, der als Intendant zum Südwestrundfunk wechselt. Bornheims bisherige Position übernimmt Helge Fuhst (35) vom Westdeutschen Rundfunk, derzeit Programmgeschäftsführer bei Phoenix. An die Spitze von ARD-aktuell rückt außerdem Juliane Leopold (36) als Chefredakteurin Digitales auf, die wie bisher das Online-Angebot "tagesschau.de" leiten wird.