ILO verabschiedet Konvention gegen Belästigung am Arbeitsplatz

ILO verabschiedet Konvention gegen Belästigung am Arbeitsplatz

Genf (epd). Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat am Freitag eine Konvention gegen Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz beschlossen. 439 Delegierte stimmten zum Abschluss eines zweiwöchigen Treffens in Genf für die Konvention und die dazugehörigen Empfehlungen, sieben stimmten dagegen, 30 enthielten sich. Die Konvention soll Verhalten, Praktiken und Drohungen verhüten, die wahrscheinlich oder tatsächlich zu körperlichem, psychischem, sexuellem oder wirtschaftlichem Leid führen. Sie tritt ein Jahr nach der Ratifizierung durch zwei Länder in Kraft.

"Die neuen Standards erkennen an, dass weltweit jeder das Recht auf einen Arbeitsplatz ohne Gewalt oder Belästigung hat", lobte ILO-Chef Guy Ryder die erste ILO-Resolution seit acht Jahren. Dazu gehörten auch Schwule, Lesben und andere besonders gefährdete Minderheiten, obwohl diese nicht ausdrücklich in der Konvention aufgelistet seien. Dieser Punkt war bis zuletzt umstritten gewesen.

Ebenso diskutiert worden war die Frage, an welchen Orten die Konvention Geltung haben soll. Der ILO zufolge ist außer dem Arbeitsplatz auch der Arbeitsweg abgedeckt, ebenso wie Dienstreisen, virtuelle Arbeitskommunikation und andere Orte, die mit der Arbeit im Zusammenhang stehen. "Human Rights Watch" begrüßte die Konvention als bahnbrechende Vereinbarung zum Schutz von Beschäftigten. Die ILO hat 187 Mitgliedsstaaten. Außer Regierungen sind auch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände stimmberechtigt. Die bei den Versailler Verhandlungen begründete ILO feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag.

UN-Generalsekretär António Guterres lobte die ILO am Freitag als Vorreiterin einer neuen Arbeitswelt. Entwicklungen wie die Künstliche Intelligenz würden zahlreiche bisherige Arbeitsplätze vernichten und zugleich neue Arbeit schaffen, die neue Fertigkeiten erfordere. Zudem müsse es darum gehen, die Balance von Arbeit, Freizeit und anderen Aktivitäten an sich neu zu justieren. Im Mittelpunkt müsse dabei immer das Wohlergehen des Menschen stehen.

An dem ILO-Gipfel im Genfer Völkerbundpalast nahmen nach Angaben der UN-Sonderorganisation mehr als 5.000 Delegierte teil. Zum Auftakt am 11.6. hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, die Wirtschaft müsse den Menschen dienen, nicht umgekehrt. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) übergab der ILO am Mittwoch die Ratifizierungsurkunde Deutschlands für das am 11. April vom Bundestag angenommene ILO-Protokoll über Zwangs- und Pflichtarbeit.