Lutheraner und Vatikan senden Signal für Ökumene-Abendmahl

Ein Abendmahlkelch, gefüllt mit Wein
Foto: Getty Images/iStockphoto/aaron007
Der Abendmahlkelch könnte bald von Katholiken und Protestanten geteilt werden.
Lutheraner und Vatikan senden Signal für Ökumene-Abendmahl
Der Lutherische Weltbund (LWB) und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen streben an, Differenzen, die einem gemeinsamen Abendmahl entgegen stehen, aus dem Weg zu räumen. Das ökumenische Reformationsjahr habe eine neue Sicht auf die Vergangenheit ermöglicht.

Signal für gemeinsames Abendmahl: Die Hoffnung vieler Lutheraner und Katholiken nach einer ungeteilten Eucharistiefeier an einem Tisch solle wahr werden als konkreter "Ausdruck der vollen Einheit", heißt es in einer am Reformationstag 2017 in Genf veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme des Lutherischen Weltbundes (LWB) und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Das Verständnis von Kirche, Eucharistie und Amt solle "mit dem Ziel der Überwindung der zwischen uns verbleibenden Differenzen" überprüft werden.

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Ein zeitlicher Rahmen für den angekündigten theologischen Dialog wurde allerdings nicht genannt. Das unterschiedliche Verständnis der Ämter von evangelischen Pfarrern und römisch-katholischen Priestern gilt bislang als Haupthindernis für ein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken.

Die ökumenische Perspektive des 500. Reformationsjubiläums sei "ein weiterer Segen, den dieses Gedenkjahr gebracht hat", hieß es. Sie gebe Anstoß zum Engagement für eine Vertiefung der katholisch-lutherischen Einheit. Der internationale lutherisch-katholische Dialog blicke 2017 auf 50 Jahre ununterbrochene Arbeit zurück, die Meilensteine wie die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" sowie den Bericht "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" hervorgebracht habe. Dabei seien das gegenseitige Verständnis gewachsen und "entscheidende theologische Übereinstimmungen herausgearbeitet" worden.

"Neue Sicht auf die Ereignisse des 16. Jahrhunderts, die zu unserer Trennung führten"

LWB und Einheitsrat erinnerten an das im Oktober 2016 begangene gemeinsame Reformationsgedenken im schwedischen Lund mit Papst Franziskus. Damals hätten sich die Spitzen von lutherischer und katholischer Kirche zu ihrer gemeinsamen pastoralen Verantwortung bekannt, sich des Schmerzes all derer anzunehmen, "die ihr ganzes Leben teilen, aber Gottes erlösende Gegenwart am eucharistischen Tisch nicht teilen können."

Die ökumenische Perspektive des Reformationsjubiläums habe "eine neue Sicht auf die Ereignisse des 16. Jahrhunderts ermöglicht, die zu unserer Trennung führten", erklärten LWB und Einheitsrat: "Wir sind uns bewusst, dass die Vergangenheit zwar nicht zu ändern ist, aber ihr Einfluss auf uns heute umgewandelt werden kann in einen Impuls zur wachsenden Gemeinschaft und ein Zeichen der Hoffnung für die Welt im Sinne der Überwindung von Spaltung und Zersplitterung. Es ist aufs Neue deutlich geworden, dass das, was uns eint, sehr viel mehr ist als das, was uns noch trennt."

Der Lutherische Weltbund ist eine internationale Gemeinschaft lutherischer Kirchen. 1947 im schwedischen Lund gegründet, zählt er inzwischen 145 Mitgliedskirchen, denen mehr als 74 Millionen Christen in 98 Ländern weltweit angehören.