Luther aus drei Perspektiven

Luther aus drei Perspektiven
In Berlin, Eisenach und Wittenberg werden 2017 fast zeitgleich drei große Ausstellungen zur Reformation gezeigt. Sie sollen sich ergänzen und den Blick weit über das 16. Jahrhundert hinaus lenken.

Berlin (epd). Im 500. Jahr nach dem Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) werden sich gleich drei nationale Sonderausstellungen mit der Reformation befassen. Ab Frühjahr 2017 laden das Deutsche Historische Museum in Berlin, das Augusteum in Wittenberg und die Wartburg in Eisenach zu großen Präsentationen ein, wie Barbara Wolf vom Deutschen Historischen Museum am Dienstag ankündigte. Auch in den USA wird mit Ausstellungen an die Anfänge des Protestantismus erinnert. Der legendäre Anschlag der 95 Thesen Luthers an der Wittenberger Schlosskirche am 31. Oktober 1517 gilt als Ausgangspunkt der kirchlichen Erneuerungsbewegung im 16. Jahrhundert.

Die drei großen Präsentationen in Berlin, Wittenberg und Eisenach bauten aufeinander auf und zeichneten "in ihrer Gesamtheit ein vielschichtiges Bild von Luther und der Reformation", sagte Wolf. Sie könnten allerdings auch einzeln betrachtet werden.

In jeder Epoche ein eigenes Lutherbild

Zuerst öffnet am 12. April 2017 die Schau "Der Luthereffekt" des Deutschen Historischen Museums im Berliner Martin-Gropius-Bau. Auf 3.000 Quadratmetern beschäftigt sie sich mit den weltweiten Auswirkungen der Reformation - bis in die heutige Zeit hinein. Gegliedert ist die Ausstellung in fünf Themenbereiche, wie Projektleiterin Anne-Katrin Ziesak am Dienstag erklärte. Die Reformation des 16. Jahrhunderts sei nur ein kleinerer Teil der Präsentation.

"Luther ist der Anlass, aber er ist nicht der Inhalt dieser Ausstellung", betonte Ziesak. Anhand der Länder Schweden, USA, Südkorea und Tansania beschäftige sich die Schau vielmehr mit der Frage, welche Spuren der Protestantismus in der Welt hinterlassen hat und in welcher Art verschiedene Kulturen die evangelische Lehre angenommen haben.

Über das 16. Jahrhundert hinaus bewegt sich auch die Ausstellung "Luther und die Deutschen", die ab dem 4. Mai 2017 auf der Wartburg gezeigt wird. Es ist ein historisches Datum für die authentische Luther-Stätte. Am 4. Mai 1521 wurde Luther zu seinem Schutze in die Burg gebracht, wo er rund 300 Tage verbringen und das Neue Testament ins Deutsche übersetzen sollte. In der Sonderausstellung soll etwa gezeigt werden, wie in jeder Epoche ein eigenes Lutherbild geprägt wurde.

"Der Existenz Luthers näherkommen"

Ab dem 13. Mai 2017 lädt schließlich die Schau "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" nach Wittenberg ein, wo der damalige Mönch Martin Luther seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche geschlagen haben soll.

Anhand ausgewählter Exponate sollten die Besucher dort "der Existenz Luthers näherkommen", sagte Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luther-Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Doch auch diese Ausstellung verharrt nicht im 16. Jahrhundert: Im zweiten Teil werden 95 Menschen vorgestellt, die eine besondere Beziehung zum Reformator hatten - vom Kirchenlieddichter Paul Gerhardt (1607-1676) bis hin zum US-amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King (1929-1968).

Die nationalen Sonderausstellungen stehen unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck und gelten als ein Schwerpunkt des staatlichen Beitrages zum Reformationsjubiläum. Sie alle enden gemeinsam am 5. November 2017. Eine vierte Schau mit dem Titel "Luther und die Fürsten" wurde bereits 2015 in Torgau gezeigt.

Doch nicht nur in Deutschland, auch in den USA können Museumsbesucher Luther näherkommen. So öffnet im November 2016 die Kunstausstellung "Renaissance and Reformation" in Los Angeles. Bereits ab Oktober wird zudem die dreigeteilte Schau "Here I stand..." in New York, Minneapolis und Atlanta gezeigt. Die Präsentationen werden durch das Auswärtige Amt unterstützt und durch Leihgaben aus mehreren kulturhistorischen Sammlungen in Deutschland ermöglicht.