Greiser Priester in französischer Kirche ermordet

Greiser Priester in französischer Kirche ermordet
Erst Frankreich, dann Deutschland und jetzt wieder Frankreich: Zu den blutigen Anschlägen der vergangenen Tage kommt ein weiterer hinzu. Er ereignete sich an einem eigentlich ganz besonders friedlichen Platz, in einer Kirche.

Paris (epd). In einer katholischen Kirche in Nordfrankreich haben offenbar islamistische Attentäter einen Priester im Greisenalter ermordet. Bei der Geiselnahme am Dienstag in Saint-Etienne-du-Rouvray bei Rouen wurden die beiden Täter von der Polizei erschossen, wie französische Medien meldeten. Eine Geisel wurde laut französischem Innenministerium schwer verletzt, daneben soll es weitere Verletzte gegeben haben. Frankreichs Präsident François Hollande erklärte, die Angreifer hätten sich zur Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) bekannt. Politiker wie auch Vertreter religiöser Gemeinschaften äußerten sich entsetzt über die Tat.

Die mit Messern bewaffneten Männer drangen französischen Medienberichten zufolge morgens während der Messe durch einen Hintereingang in die Kirche ein. Dort nahmen sie den Priester Jacques Hamel, zwei Ordensschwestern und zwei Gemeindemitglieder als Geiseln. Eine dritte Schwester konnte demnach entkommen, sie sagte der Zeitung "Le Figaro" später: "Sie sind plötzlich hereinkommen. Sie haben den Ort übernommen. Sie sprachen Arabisch. Ich habe ein Messer gesehen."

Staatspräsident François Hollande eilte an den Tatort in der Kleinstadt rund 140 Kilometer nordwestlich von Paris. Der "feige Mord" sei von zwei Terroristen begangen worden, die sich zum IS bekannt hätten, sagte er. Unabhängig davon meldete die Zeitung "Le Monde" im Internet, dass die Terrororganisation selbst den Anschlag für sich reklamiere. Nach Berichten des Senders "France Info" trug einer der Täter eine elektronische Fußfessel. Am Nachmittag wurde im Zuge der Ermittlungen ein Minderjähriger in Polizeigewahrsam genommen.

"Alle Franzosen fühlen sich betroffen"

"Es wurden die Katholiken in Frankreich getroffen, alle Katholiken, aber alle Franzosen fühlen sich betroffen", sagte Hollande. Er lud für diesen Mittwoch zu einem Treffen mit Vertretern aller Religionen in Frankreich ein.

Jacques Hamel war nach unterschiedlichen Angaben seiner Kirche zwischen 84 und 86 Jahre alt. Er war 1958 zum Priester geweiht worden und diente der Gemeinde trotz seines hohen Alters weiter als Hilfspriester. In einem Gemeindebrief hatte Hamel sich im Juni über die beginnenden Sommerferien geäußert. "Dass wir in diesen Momenten die Einladung Gottes hören können, uns um diese Welt zu kümmern, dort wo wir leben, eine wärmere, menschlichere, brüderlichere Welt zu schaffen", schrieb der Geistliche.

Der Imam des Ortes äußerte sich zutiefst betroffen über den Tod seines "Freundes". "Das ist jemand, der sein Leben den anderen gewidmet hat. Wir sind erschüttert in der Moschee", sagte Mohammed Karabila "Le Figaro" zufolge. Laut "Le Monde" arbeiteten Hamel und Karabila seit anderthalb Jahren in einem interkonfessionellen Komitee zusammen.

Vatikan zutiefst betroffen

Der Vatikan reagierte zutiefst betroffen auf die "barbarische Tötung eines Priesters in einer Kirche, einem Ort, an dem die Liebe Gottes verkündet wird", wie Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte. "Der Papst teilt den Schmerz und den Schrecken über diese absurde Gewalt." "Hier soll Hass zwischen den Religionen geschürt werden", erklärte der deutsche Kardinal Reinhard Marx. "Dem werden wir widerstehen und uns der Atmosphäre von Hass und Gewalt nicht anschließen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. Es sei besonders besorgniserregend, wenn Gläubige und Priester herausgegriffen würden, weil sie ihr Leben in den Dienst aller stellten, sagte der stellvertretende ÖRK-Generalsekretär Hielke Wolters. Das erhöhe aber noch die Entschlossenheit, der Gewalt die Botschaft von Frieden, Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit entgegenzusetzen.

Mitgefühl und Solidarität zeigte auch der Jüdische Weltkongress. Präsident Ronald S. Lauder verurteilte die Tat in New York als "monströse und böse Mordtat gegen unschuldige Menschen in einem Gotteshaus". Dem französischen Volk und der katholischen Kirche sprach Lauder sein Beileid aus.