Zehn Tote bei schwerem Zugunglück in Bayern

Zehn Tote bei schwerem Zugunglück in Bayern
Es ist das schwerste Zugunglück in Bayern seit 1975. Bei Bad Aibling stießen am Dienstag zwei Zügen zusammen. Zehn Menschen starben, rund 80 wurden verletzt. Wären nicht Faschingsferien - das Unglück hätte weitaus schlimmer sein können.

Bad Aibling, München (epd)Ein schweres Zugunglück im bayerischen Bad Aibling mit zehn Toten und rund 80 Verletzten hat am Dienstag Bestürzung und Betroffenheit ausgelöst. Wie die Polizei in Rosenheim am Dienstagabend mitteilte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Zahl der Opfer weiter erhöht. Von den rund 80 Verletzten befänden sich einige in kritischem Zustand. Eine Person werde noch vermisst. Man habe wenig Hoffnung, sie noch lebend aus dem Zug zu bergen, sagte der Polizeisprecher.

Ganz Bayern trauert

Es handelt sich um das schwerste Zugunglück in Bayern seit 1975. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprachen Opfern und Angehörigen ihr Mitgefühl aus: "Das ist eine Tragödie für unser ganzes Land, die uns mit Trauer und Entsetzen erfüllt", sagte Seehofer. Merkel erklärte, ihr Mitgefühl gelte vor allem den Familien der Toten. Auch die beiden großen Kirchen drückten ihre Verbundenheit mit den Betroffenen aus.

CSU, SPD, Grüne, FDP und die Linke in Bayern sagten aus Respekt vor den Opfern den politischen Aschermittwoch ab. Ganz Bayern trauere um die Opfer, begründete CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer die Absage. Der SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold sagte, für Auseinandersetzungen und Schlagabtausch zwischen den Parteien sei kein Raum.

Am Dienstagmorgen waren auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim zwei Züge frontal zusammengestoßen. Die Unfallursache ist bisher noch unklar. Der Polizeipräsident von Oberbayern Süd, Robert Kopp sprach vom "schwärzesten Faschingsdienstag in der Region". Das Zugunglück hätte allerdings noch weitaus schlimmer verlaufen können. Ingesamt befanden sich 150 Fahrgäste an Bord - wegen der Faschingsferien deutlich weniger als an normalen Werktagen.

Nach Angaben von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) wird nun ermittelt, ob es sich um technisches oder menschliches Versagen handelt. Insgesamt waren rund 500 Rettungs- und Sicherheitskräfte sowie 15 Hubschrauber im Einsatz. Unterstützung kam laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auch von Rettungskräften aus Österreich.

Der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte dem epd: "Es ist etwas Fürchterliches, wenn man zur Arbeit fährt, mitten im Alltag ist, und dann plötzlich so etwas Schlimmes passiert." Die kirchlichen Notfallseelsorger vor Ort täten seit den frühen Morgenstunden alles, um die Betroffenen so gut wie möglich zu begleiten.

Seelsorger in Rufbereitschaft

Der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte: "Unsere Gedanken und unsere Anteilnahme gehören den Opfern dieses Unglücks." Ein Team von evangelischen und katholischen Notfallseelsorgern kümmerte sich seit den frühen Morgenstunden um Opfer und Angehörige.

Nach Auskunft des Dekanats Rosenheim waren mindestens sechs evangelische Pfarrer an der Unglücksstelle. Weitere Seelsorger seien in Rufbereitschaft. "Notfallseelsorger kümmern sich um Leichtverletzte und Menschen, die das Unglück miterlebt haben", sagte Hanjo von Wietersheim, Notfallseelsorge-Beauftragter der bayerischen Landeskirche, dem epd.

Die Notfallseelsorger wüssten in der Regel, was sie am Unglücksort erwarte, erläuterte von Wietersheim. Da die Schwerverletzten von den Rettungskräften versorgt würden, kümmerten sich die Notfallseelsorger vorwiegend um Leichtverletzte.