«Keiner schreit im Februar nach Osterhasen»

epd-bild / Andrea Enderlein
Osterhasen im Supermarkt.
«Keiner schreit im Februar nach Osterhasen»
Ostern wird in diesem Jahr Ende März gefeiert. Vielleicht ein Grund dafür, dass schon seit Januar Schoko-Hasen in den Supermärkten stehen. Das Argument, die Kunden wünschten das, trifft nach Ansicht des Wirtschaftspsychologen Martin Lohmann nicht zu.
02.02.2016
epd
Karen Miether (epd-Gespräch)

Lüneburg (epd)epd: Ob Osterhasen oder Adventskalender, die Saisonprodukte stehen immer früher in den Supermarktregalen? Wollen die Kunden das?

Martin Lohmann: Grundsätzlich ist es so, dass der Handel vorlegt und dann kommt die Nachfrage. Es läuft sicher niemand im Februar durch den Laden und schreit, wo sind die Osterhasen? Es gibt aber eine positive Stimmung, die mit Ereignissen wie Festtagen verknüpft ist. Wenn ein Händler das nutzt, ist das völlig verständlich. Nach Ostern wird er die Sachen ja nicht mehr los.

epd: Aber warum werden die Sachen so früh gekauft?

Lohmann: Mit der menschlichen Motivation ist es so, dass wir ein Bedürfnis erkennen, wenn wir darauf hingewiesen werden. Der Hinweis kann von innen kommen, etwa durch ein Hungergefühl. Er kann aber auch von außen kommen, durch die Auslage im Supermarkt. Dann wird Aufmerksamkeit geweckt und eventuell zugegriffen. Dabei habe ich noch nie jemanden gefunden, der Ostersachen kurz nach Weihnachten gut findet.

epd: Einige Menschen stören sich sogar daran, dass es die Ostereier oder Weihnachtsmänner so lange vor dem Fest gibt. Helfen Protest-Kampagnen, wie sie die evangelische Kirche schon einmal mit Blick auf die Adventszeit gestartet hatte?

Lohmann: Der einzelne Händler kann sich da nicht raushalten. Gesellschaftlich betrachtet besteht ein Konflikt. Wenn ein Fest zeitlich so stark ausgeweitet wird, birgt dies das Risiko, dass es von seinem Reiz verliert. Kampagnen gegen so einen Trend können aber nur zum Teil Einfluss nehmen. Wenn etwa die Kirchen sich dagegen stemmen, bestärkt das vor allem diejenigen, die ohnehin derselben Ansicht sind. Für andere ist das eher ein Beleg dafür, dass Kirchen sich in Dinge einmischen, die sie nichts angehen.