Studie: Eltern zahlen 900 Millionen Euro pro Jahr für Nachhilfe

epd-bild/Maike Glöckner
Ein Kind wiederholt Unterrichtsstoff.
Studie: Eltern zahlen 900 Millionen Euro pro Jahr für Nachhilfe
Rund jeder siebte Schüler zwischen sechs und 16 Jahre paukt Schulstoff in Nachhilfe. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervor. Der Bedarf an Nachhilfe steigt demnach mit dem Wechsel auf weiterführende Schulen.

Gütersloh (epd)Für private Nachhilfestunden geben Eltern in Deutschland pro Jahr 879 Millionen Euro aus. Pro Monat investieren sie für ihre Kinder durchschnittlich 87 Euro in zusätzliche Fördermaßnahmen, wie aus einer am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Demnach erhalten 14 Prozent der Schüler zwischen sechs und 16 Jahren privat finanzierte oder kostenfreie Nachhilfe. Das entspricht 1,2 Millionen Schülern in Deutschland.

Im Osten Deutschlands wird Nachhilfe häufiger in Anspruch genommen: Dort erhalten 16 Prozent der Schulkinder Nachhilfe, im Westen sind es 13 Prozent. Von den Schülern aus finanzstarken Familien ab 3.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen bekommen 15 Prozent Nachhilfeunterricht, das ist etwas häufiger als bei Schülern aus Haushalten mit geringerem Einkommen. Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund erhalten eher Nachhilfe (14 Prozent) als Gleichaltrige aus Migrantenfamilien (11 Prozent).

Mathe an der Spitze der Fächer

Der Bedarf an Nachhilfe steigt der Studie zufolge mit dem Wechsel auf weiterführende Schulen. In der Grundschule erhalten knapp fünf Prozent der Kinder Nachhilfe. An den weiterführenden Schulen der Sekundarstufe erhöht sich der Anteil der Schüler auf rund 18 Prozent. Am häufigsten wird das zusätzliche Bildungsangebot an Gymnasien nachgefragt. An der Spitze der Nachhilfefächer steht Mathematik, das bei mehr als der Hälfte aller Nachhilfeschüler auf dem Plan steht (61 Prozent). Danach folgen Fremdsprachen (46 Prozent) und Deutsch (31 Prozent).

Rund ein Drittel der Eltern nutzt der Studie zufolge kostenfreie Angebote für den zusätzlichen Unterricht ihrer Kinder. Schüler an Halbtagsschulen erhalten in 20 Prozent aller Fälle kostenfreie Angebote. An offenen Ganztagsschulen sind es 25 Prozent. An gebundenen Ganztagsschulen sind es sogar mehr als ein Drittel (34 Prozent), wie die bundesweite Umfrage unter 4.300 Eltern ergab.

Bildungschancen dürften nicht von privat finanzierter Nachhilfe abhängen, erklärte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Auch sollte Nachhilfe kein Ersatz für fehlende individuelle Förderung sein. Dräger forderte einen weiteren Ausbau von Ganztagsschulen. Diese Schulen könnten einen guten Rahmen für zusätzliche und individuelle Förderung bieten.