Bildungsexperten: Mehr Unterstützung für Flüchtlinge nötig

epd-bild/Christian Ditsch
Flüchtlinge in einer Unterkunft in Eisenhüttenstadt.
Bildungsexperten: Mehr Unterstützung für Flüchtlinge nötig
Ihnen fehlen Sprachkenntnisse oder Geld, um ein Studium zu finanzieren: Flüchtlinge benötigen nach Ansicht von Bildungsexperten deutlich mehr Unterstützung für den Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt.

Berlin (epd)Schätzungen zufolge sind zehn Prozent der Flüchtlinge in Deutschland Akademiker, sie verfügen also über einen Hochschulabschluss, sagte der Bildungsforscher Andrä Wolter von der Humboldt-Universität am Montag in Berlin. Um aber etwa als Arzt oder Ingenieur in Deutschland arbeiten zu können, sei häufig noch eine "Anpassungsqualifizierung" wie ein fachspezifischer Sprachkurs nötig.

Bislang gäbe es solche Bildungsangebote in Deutschland aber kaum. Hochschulen in Deutschland müssten auf den wachsenden Bedarf an Nachqualifikation bei Flüchtlingen rasch reagieren. "Die Integration ist kein Selbstläufer. Es braucht Unterstützung und Angebote, um auch Hochqualifizierte in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren", forderte der Wissenschaftler.

Mehr Stipendienprogramme gefordert

Zudem wird geschätzt, dass zwischen 15 und 20 Prozent der Flüchtlinge im Herkunftsland Abitur gemacht haben und somit ein Studium in Deutschland aufnehmen könnten. Als große Hürden für den Zugang zu deutschen Universitäten sieht Wolter fehlende Sprachkenntnisse sowie unzureichende Möglichkeiten zur Studienfinanzierung bei Flüchtlingen.

Der Geschäftsführer der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Wolfgang Jäger, sprach sich deshalb für mehr Stipendienprogramme für studierwillige Flüchtlinge aus. Zudem sollte die Wartezeit, bis Flüchtlinge Bafög erhalten können, deutlich gekürzt werden. Bislang müssen Asylsuchende mit Abitur mindestens 15 Monaten warten, ehe sie finanzielle Unterstützung wie Bafög beantragen dürfen.

Etwa 23 Prozent der 20- bis 30-jährigen Deutschen nehmen derzeit ein Studium auf. Bei Altersgenossen mit Migrationshintergrund liege der Anteil bei nur 14 Prozent, sagte Wolter.