Bundesinnenminister fordert zum Einsatz für Integration auf

epd-bild / Harald Koch
Immer mehr Initiativen bringen Einheimische und Flüchtlinge zusammen.
Bundesinnenminister fordert zum Einsatz für Integration auf
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) appelliert an die Bevölkerung, sich selbst aktiv für die Integration von Flüchtlingen und einen Zusammenhalt der Gesellschaft zu engagieren.

Mülheim a.d. Ruhr (epd)Auf dem Neujahrsempfang des Bistums Essen und der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim an der Ruhr am Montagabend sprach der Minister von einer "Bringschuld der Politik" und einer "Holschuld mündiger Bürger". Zentrale Bereiche für ein gelingendes Miteinander seien Sachkunde und Neugier, Kompromissbereitschaft und Geduld, Respekt und Achtsamkeit, Auseinandersetzung und Streit sowie eine Verständigung über die gemeinsame Identität.

Offene und faire Auseinandersetzung

"Nicht nur beim Flüchtlingsthema ist die Ruppigkeit in unser Land eingekehrt, eine Verrohung von Sitten und Sprachgebräuchen", kritisierte de Maizière. Angesichts von Shitstorms im Internet oder Übergriffen auf Asylbewerberheime habe er fast den Eindruck, als seien im letzten Jahr "Zivilisationsschranken eingerissen" worden. Anfangs habe es noch anonyme Beschimpfungen und Drohungen gegeben, jetzt würde oft mit vollem Namen gezeichnet.

Der CDU-Politiker plädierte für eine offene und faire Auseinandersetzung über strittige Fragen, etwa über mögliche Grenzen der Integrationsfähigkeit oder eine gemeinsame deutsche Identität und Leitkultur. "Streit ist Beziehungsarbeit und zeigt: Du bist mir wichtig." Für die Identität sei auch das besondere Verhältnis von Kirche und Staat in Deutschland kennzeichnend. Es sei ein Schatz für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Die große öffentliche und politische Rolle der Kirchen sei wichtig, auch wenn sie für Politiker oft ärgerlich sei.

Angesichts von Attentaten wie in Istanbul oder sexistischen Ereignissen wie in der Kölner Silvesternacht sprach der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck von einer "neuen Phase gesellschaftlicher Wirklichkeit". Die bisher als sicher empfundenen Rahmenbedingungen des Alltags hätten sich als fragil erwiesen, sagte der Ruhrbischof vor gut 500 Gästen aus Kirche, Politik, Kultur und Gesellschaft. "Das politische Friedenswerk Europas bewegt sich momentan auf dünnem Eis."