Sekten-Experte besorgt über fundamentalistische Christen

Sekten-Experte besorgt über fundamentalistische Christen
Der evangelische Sekten-Experte Jörg Pegelow ist besorgt über die Zunahme von fundamentalistischen Christen-Gemeinden in Deutschland.

Hamburg (epd)Dabei handele es sich um Gemeinschaften mit 100 bis 250 Mitgliedern, die jeglichen Kontakt mit anderen Kirchengemeinden ablehnten, sagte der Pastor der Nordkirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bibel werde von ihnen wörtlich genommen und als "vom Himmel gefallenes Wort Gottes" betrachtet, ohne wissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen.

Direkte medizinische Wirkung

Pegelow selbst erfährt von solchen Gemeinschaften meist dann, wenn sich Aussteiger oder Angehörige von ihm beraten lassen. Mitglieder, die sich von ihrer Gemeinde trennen wollen, werden seiner Erfahrung nach von allen sozialen Kontakten abgeschnitten. Dieser Riss gehe auch quer durch die Familien. Sichtbar werde der Konflikt, wenn über die Zugehörigkeit der Kinder und den Kontakt zum ausgeschlossenen Elternteil gestritten wird. Die Zahl solcher Gemeinschaften schätzt Pegelow auf ein bis zwei Dutzend. Zu finden seien sie in der Regel in kleineren oder größeren Städten.

Insbesondere bei fundamentalistischen Charismatikern spiele das Heilungsgebet eine große Rolle, sagte der Sekten-Experte. Dem Gebet werde eine direkte medizinische Wirkung zugeschrieben. Setzt dann die gewünschte Heilung nicht ein, werde dem Kranken vorgehalten, er habe nicht intensiv genug gebetet. Auch die Entstehung der Welt werde allein auf das Handeln Gottes aus dem Nichts reduziert. Unter dem Stichwort "Intelligent Design" würden wissenschaftliche Erkenntnisse wie die Evolutionstheorie von Darwin geleugnet. Dies sei vor allem für Kinder in der Schule eine hohe psychische Belastung.

Ablehnung des gesellschaftlichen Lebens

Pegelow legt jedoch Wert darauf, dass mit fundamentalistischen Christen nicht Freikirchen wie Baptisten und Mennoniten oder Sondergemeinschaften wie die Neuapostolische Kirche gemeint seien. Es gehe in dieser Frage nicht um unterschiedliche christliche Positionen. So vertrete die Deutsche Evangelische Allianz zwar konservative Positionen, sei aber an einem ökumenischen Austausch und Miteinander interessiert. Anders sei es dagegen bei den Zeugen Jehovas, die andere Religionsgemeinschaften "verteufeln" und eine Teilnahme am gesellschaftlichen und politischen Leben ablehnen.