Greenpeace will deutsche Vattenfall-Braunkohle in Stiftung überführen

epd-bild / Rolf Zöllner
Bagger im Braunkohletagebau in Brandenburg. Greenpeace will ein Angebot für die Vattenfall-Braunkohle abgeben.
Greenpeace will deutsche Vattenfall-Braunkohle in Stiftung überführen
Der schwedische Konzern Vattenfall will seine Braunkohlesparte verkaufen. Greenpeace will ein Angebot abgeben und bis 2030 sozial- und umweltverträglich aus dem Braunkohlegeschäft aussteigen.

Berlin (epd)Greenpeace möchte die Braunkohlesparte des Energiekonzerns Vattenfall in der Lausitz in ein Unternehmen für erneuerbare Energien umbauen. Dazu sollen Tagebaue und Kraftwerke in Brandenburg und Sachsen in eine gemeinnützige Stiftung überführt werden, wie die Präsidentin der schwedischen Umweltorganisation, Annika Jacobsson, am Dienstag in Berlin sagte. Ziel sei es, bis 2030 sozial- und umweltverträglich aus dem Braunkohlegeschäft auszusteigen. Ein entsprechendes Angebot sollte noch am Dienstag bei der US-Bank Citigroup eingereicht werden, die den Verkauf für Vattenfall abwickelt.

Sollte das Angebot Erfolg haben, soll Vattenfall laut Jacobsson einen Kapital-Grundstock zur schrittweisen Abwicklung des Braunkohleabbaus in die Stiftung einzahlen. In der Folge soll das Modell so offen und transparent wie möglich gestaltet werden und Einzahlungen von Bürgern, öffentlicher Hand und anderen Stiftungen ermöglichen. Die Umweltorganisation argumentiert, dass der Wert der Braunkohlesparte nach eigenen Berechnungen rund eine halbe Milliarde Euro beträgt, die gesellschaftlichen Folgekosten bei weiterer Kohleförderung jedoch rund viermal so hoch lägen.

Politischer Wille notwendig

Den größten Teil dieser Kosten machen demnach die Renaturierung ehemaliger Tagebaue und der Rückbau von Kraftwerken aus, aber auch die Befeuerung des Klimawandels durch den weiteren CO2-Ausstoß. Insgesamt lägen die Kosten für die Gesellschaft um ein Vielfaches höher, wenn ein anderer Käufer mit der Braunkohleförderung fortfahre, sagte Jacobsson. Demnach stößt Vattenfall in der Lausitz jedes Jahr mehr klimaschädliche Treibhausgase aus als in ganz Schweden.

Das Stiftungsmodell sei der einzige Weg, der garantiere, dass am Ende nicht die Gesellschaft für diese Folgekosten aufkommen müsse, betonte Jacobsson. Am Ende müsse die Kosten ohnehin jemand tragen. "Wir wollen eine neue, nachhaltige Zukunft für die Lausitz schaffen", sagte sie. Dafür sei jedoch auch der politische Wille der Regierungen von Schweden, Deutschland, Brandenburg und Sachsen notwendig, gerade mit Blick auf die Weltklimakonferenz im Dezember in Paris.

Chance der sonnenreichsten Region nutzen

Zur Frage möglicher Arbeitsplatzverluste sagte Jacobsson, dass nach Berechnungen von Vattenfall bis 2030 ohnehin die Hälfte der Jobs im Lausitzer Braunkohlesektor wegfallen würde. Dieser Herausforderung müsse sich die Region also in jedem Fall stellen. Daher wolle man einen partizipativen Prozess starten, "um die nötigen Veränderungen anzustoßen", erklärte sie. Die Lausitz sei die sonnenreichste Region in Deutschland, betonte Jacobsson. Diese Chance müsse man nutzen.

Der Konzern Vattenfall, der komplett im Besitz des schwedischen Staats ist, hatte Ende September den Verkauf seiner deutschen Braunkohlesparte gestartet. Dazu gehören die Kraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe in Brandenburg, Boxberg und Block R der Anlage Lippendorf in Sachsen und die Tagebaue in der Lausitz. Zu möglichen weiteren Interessenten äußerte sich der Konzern am Dienstag auf Anfrage nicht. Der Verkaufsprozess werde aber bis ins Jahr 2016 andauern, teilte ein Sprecher mit.