Kiewer Pastor für Reformen in der Ukraine

Kiewer Pastor für Reformen in der Ukraine
Der Pastor der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Kiew, Ralf Haska, hat dringend die von der ukrainischen Regierung versprochenen Veränderungen angemahnt.
27.02.2015
epd
Jörg Nielsen

"Die Ukraine braucht die Reformen, für die die Menschen vor einem Jahr auf dem Maidan gestorben sind", sagte der Theologe bei einem Besuch in Bremen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die rasende Inflation mache vor allem alten Menschen das Leben schwer. Die monatliche Rente von 1.200 Griwna sei derzeit gerade 37 Euro wert.

Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung über die schleppenden Reformen wachse, sagte Haska. Seit der Revolution vor einem Jahr sei nur wenig passiert. "Insbesondere das Gesundheitswesen und das Justizwesen müssen schnell verbessert werden."

In der Ukraine war im Februar 2014 das Regime von Ministerpräsident Wiktor Janukowitsch gestürzt worden. Bei den Unruhen starben allein auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz, dem Maidan, mehr als 100 Menschen. Seither herrschen in der Ukraine Gewalt und Krieg. Die Krim wurde von Russland annektiert, den Osten des Landes kontrollieren prorussische Separatisten. Der jüngst im Minsk-2-Abkommen vereinbarte Waffenstillstand ist brüchig.

"Putin ist der Aggressor"

Die rund 300 Mitglieder der deutschen St. Katharinagemeinde in der Nähe des Maidans sorgten sich um Verwandte und Freunde in den umkämpften Gebieten, schilderte Pfarrer Haska. Für die Kirchen in der Ukraine sei klar, dass dies "kein Bürgerkrieg ist". Der Krieg sei von außen in das Land hineingetragen worden mit Unterstützung Russlands, des großen Nachbarn im Osten: "Putin ist der Aggressor."

Wichtiger als Hilfslieferungen mit Lastwagen sei die Solidarität und Empathie der Europäer mit dem ukrainischen Volk, ergänzte der Theologe. "Außerdem benötigen wir Spendengelder." Es sei sinnvoller, in der Ukraine einzukaufen, als die benötigten Dinge quer durch Europa zu fahren. "Es gibt hier alles zu kaufen. Die Leute haben nur nicht das Geld dazu."

Haska wird mit seiner Familie im September nach Deutschland zurückkehren, weil seine Dienstzeit als Auslandspfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland nach sechs Jahren ausläuft. "Wir wären gern geblieben." Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Kiew geht auf das Jahr 1767 zurück. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 wurde sie neu gegründet.