Die BasisBibel

Foto: DBG
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Die BasisBibel
Am Anfang des BasisBibel-Projekts stand eine Rückmeldung aus den evangelischen Jugendverbänden: "Keine der vorhandenen deutschen Bibelübersetzungen ist für die Arbeit mit Jugendlichen, besonders mit kirchenfernen Jugendlichen, wirklich geeignet." Dieser Befund war zunächst überraschend.
17.09.2012
Hannelore Jahr

Bisher galten die kommunikativen Übersetzungen, v.a. diejenigen, die in Bezug auf Verständlichkeit sehr weit gehen, als gerade für Jugendliche besonders gut geeignet. Bei genauerem Zusehen erwies sich dieses Votum jedoch als Reflex auf den Wandel der Lesekultur, der sich gegenwärtig unter dem Einfluss der sogenannten neuen Medien vollzieht und längst über den Bereich der Jugendlichen hinaus auch die Erwachsenengeneration erreicht hat.

Die Geschichte der BasisBibel

Spätestens seit Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts haben Computer und Internet zunächst die Arbeitswelt und bald auch den privaten Bereich erobert. Während Anfang der 90er Jahre nur ca. 13 Prozent der Haushalte einen Computer besaßen, ist diese Zahl inzwischen auf ca. 75 Prozent angestiegen – Online-Zugang in der Regel inklusive. Damit steht neben den klassischen Lesemedien Buch und Zeitschrift nun ein neues Lesemedium zur Verfügung, mit dem neue Anforderungen an das Leseverhalten verbunden sind. Da die Lektüre von Texten zunehmend am Bildschirm erfolgt, entwickelt sich ein pragmatisches Lesen, das sich selektiv auf einen Teil der verfügbaren Information konzentriert und darauf aus ist, diese möglichst rasch zu erfassen. Die vorhandenen Bibelübersetzungen eignen sich nur bedingt für diese Art des Lesens. Dagegen ist die BasisBibel als erste Bibelübersetzung von vorn herein so konzipiert, dass sie dem an Bildschirmerfordernisse angepassten Leseverhalten entgegen kommt und sich gleichermaßen für das Lesen am Buch wie am Bildschirm eignet.

In den Jahren 2006 und 2007 erschienen Markus, Matthäus und Lukas zunächst jeweils als Einzelausgaben, 2008 dann die vier Evangelien in einem Band. Im Jahr 2010 war die Übersetzung des Neuen Testaments abgeschlossen. Als nächstes biblisches Buch sind jetzt die Psalmen in Arbeit.

Das Übersetzungsverfahren und die Sprache der BasisBibel

Als Bibelübersetzung im Zeitalter der elektronischen Medien nutzt die BasisBibel auch die neuen Wege der Informationsvermittlung, die damit gegeben sind. Dies ermöglicht es ihr, sich wieder stärker an die Form des biblischen Grundtextes anzunähern als die bisherigen kommunikativen Übersetzungen. Sie bleibt kommunikativ (jeder Leser und jede Leserin soll auf Anhieb verstehen können, was da steht), weist zugleich aber auch einige eher für philologischen Übersetzungen charakteristischen Elemente auf. Im Wesentlichen sind es drei Merkmale, die sie kennzeichnen: die Nähe zum Urtext, die lesefreundliche Sprachstruktur und die crossmediale Vernetzung.

###info-1### Die Urtextnähe ergibt sich daraus, dass die BasisBibel zusätzliche Informationen nicht mehr innerhalb des Haupttextes gibt, sondern sie aus dem Text ausgliedert. Im gedruckten Buch findet man sie als Erläuterungen zu einzelnen Begriffen in der Randspalte. Im Text sind die entsprechenden Begriffe – wie von Internetlinks her gewohnt – farbig hervorgehoben. Dadurch können in der Übersetzung auch traditionelle Begriffe beibehalten werden, deren theologischer Sinn heute nicht mehr allgemein vorausgesetzt werden kann wie z.B. folgen (für nachfolgen), zu dem die Randspalte erläutert: "Jesus zu folgen bedeutet, das Leben ganz in seinen Dienst zu stellen." Außerdem werden theologische Grundbegriffe möglichst stets mit demselben deutschen Wort wiedergegeben wie überhaupt bei der Übersetzung darauf geachtet wurde, dass das, was im griechischen Text gleich ist, auch in der Übersetzung gleich wiedergegeben wird.

Die lesefreundliche Sprachstruktur ist genau auf die Bedürfnisse einer am Bildschirm entwickelten Lesepraxis abgestimmt: Die BasisBibel übersetzt in kurzen, prägnanten Sätzen, die in der Regel nicht mehr als 16 Wörter umfassen und nur einen Nebensatz enthalten. Die Sätze sind durchgehend linear stukturiert (keine Schachtelsätze), sodass die darin gegebenen Informationen unmittelbar aufgefasst werden können. Auch das Satzbild steht im Dienst dieses Anliegens: Jede Zeile bildet eine Sinneinheit, die sich wiederum am Atemrhythmus orientiert. Dadurch entsteht zugleich eine durchgehend rhythmische Sprache, die den Text auch für das Vorlesen und Zuhören außerordentlich geeignet macht.

###mehr-artikel### Es liegt in der Natur der Sache, dass die BasisBibel von vorn herein als crossmediales Werk konzipiert ist. Hier können ihre Stärken voll zum Tragen kommen. Auf dem Internetportal www.basisbibel.de ist nicht nur der komplette Text der Basisbibel online verfügbar, sondern auch durch eine Fülle an Informationen ergänzt, die dem Leser und der Leserin vertiefende Studien ermöglicht. Wo im Buch nur eine Kurzerklärung auf dem Rand erscheint, sind im Internet ausführliche Lexikonartikel hinterlegt. Dazu kommen weitere Lexikonartikel zu Stichworten, die im Buch aus Platzgründen nicht erläutert werden können. Landkarten zeigen die biblischen Orte und Landschaften, Fotos lassen die Schauplätze der biblischen Geschichten und archäologische Funde anschaulich werden. Alle Informationen sind multimedial und interaktiv miteinander verknüpft. Im Buch ist die Möglichkeit, sich im Internet ausführlich zu informieren, bereits mit angelegt: Am Fuß jeder Buchseite gibt es eine Internet-Kurz-Adresse. In den Webbrowser eingetippt, öffnet sie die BasisBibel direkt an der entsprechenden Stelle.

Die Bedeutung der BasisBibel

Die BasisBibel ist ein ebenso engagiertes wie ambitioniertes Projekt, um die Bibel im Zeitalter der neuen Medien wieder neu zu den Menschen zu bringen. Sie bereitet sich bereits heute darauf vor, dass das Bibellesen morgen nicht länger vorwiegend im gedruckten Buch erfolgen wird, sondern zunehmend am Bildschirm  auch auf den kleinen Displays der mobilen Kommunikationsgeräte, die für viele Menschen inzwischen zum unverzichtbaren Begleiter geworden sind. Nach Einschätzung von Fachleute wird es in Zukunft zwar keine Ablösung der Bücher durch die elektronischen Medien geben, wohl aber eine Konvergenz. Mit der BasisBibel ist diese Konvergenz für das Neue Testament schon Realität. So gesehen ist die BasisBibel ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Bibellesens – damit die Botschaft der Bibel auch in Zukunft die Basis bleibt, die den Menschen Halt und Sinn für ihr Leben gibt.