KZ-Gedenkstätten melden deutlich höhere Besucherzahlen

KZ-Gedenkstätten melden deutlich höhere Besucherzahlen
Die Zahl der Besucher in den deutschen KZ-Gedenkstätten ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) zum bevorstehenden Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. Allein in die KZ-Gedenkstätte Dachau bei München kamen 2014 weit über 800.000 Menschen, 100.000 mehr als in den Jahren zuvor. In der Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin wurden mehr als eine halbe Million Gäste gezählt. Nach Buchenwald und Mittelbau-Dora in Thüringen kamen zusammen rund 560.000 Menschen.

###mehr-artikel###Am Dienstag jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz in Polen zum 70. Mal.  Der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird seit 1996 begangen. Dem Mord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten fielen im Zweiten Weltkrieg rund sechs Millionen Menschen zum Opfer. Verfolgt und in großer Zahl getötet wurden auch Regimegegner, überzeugte Christen, Sinti und Roma oder Homosexuelle. In der Bundesrepublik gibt es Dutzende von KZ-Gedenkstätten. Hinzu kommen die Erinnerungsstätten an die Vernichtungslager außerhalb Deutschlands, etwa in Auschwitz. Dort fand der industriell betriebene Massenmord statt, meist durch Gas.

In Dachau flaut das Interesse an der KZ-Gedenkstätte laut einem Sprecher nicht ab. Im Jahr 2007 sei die Zahl der Besucher erstmals über 700.000 gestiegen. Genaue Angaben gebe es nicht, da die Gedenkstätte keinen Eintritt verlange und über mehrere Eingänge verfüge. Zum 70. Jahrestag der Befreiung Ende April seien ein umfangreiches Programm sowie eine Sonderausstellung geplant, hieß es. In die zweite bayerische KZ-Gedenkstätte Flossenbürg bei Weiden kommen jedes Jahr rund 80.000 Menschen. Dort war kurz vor Kriegsende der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer ermordet worden.


Die Zahl der Besucher in den KZ-Gedenkstätten Buchenwald bei Weimar sowie Mittelbau-Dora bei Nordhausen bewegte sich nach Angaben eines Sprechers 2014 in der Größenordnung der vergangenen Jahre. Auf wachsendes Interesse stießen die beiden großen Gedenkstätten in Brandenburg: Die Besucherzahl in Sachsenhausen stieg in den vergangenen zehn Jahren von 350.000 auf 500.000. In der Gedenkstätte im ehemaligen Frauen-KZ Ravensbrück bei Fürstenberg wurden 2005 noch 95.000 Gäste gezählt, im vergangenen Jahr waren es 150.000.

Zwischen Alltag und Horror

Die Gedenkstätte im früheren Konzentrationslager Bergen-Belsen bei Celle zählte im vergangenen Jahr rund 250.000 Besucher aus dem In- und Ausland. Die Zahl sei nach Eröffnung des Dokumentationszentrums 2007 deutlich angestiegen, sagte eine Sprecherin. Jährlich werden in Bergen-Belsen fast 1.200 Führungen mit mehr als 25.000 Menschen veranstaltet. In dem Lager in der Lüneburger Heide kamen während der NS-Zeit rund 20.000 Kriegsgefangene und mehr als 52.000 KZ-Häftlinge um. Unter den Opfern war im März 1945 auch die junge Jüdin Anne Frank, deren Tagebuch später weltberühmt wurde.

Auch die sächsischen Gedenkstätten verzeichneten 2014 mehr Besucher als im Vorjahr. Die meisten Interessenten zog nach Angaben der Stiftung Sächsische Gedenkstätten die Gedenkstätte Bautzen mit mehr als 103.000 Besuchern an, gefolgt von der Gedenkstätte in der früheren NS-Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein mit rund 13.500 Besuchern. In den Haftanstalten Bautzen I und II wurden während der NS-Zeit, der sowjetischen Besatzungszeit und der SED-Diktatur politische Gegner gefangen gehalten.

Auch zahlreiche weitere KZ-Gedenkstätten in Deutschland melden steigende Besucherzahlen. So wurden in der Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg im Vorjahr erstmals über 100.000 Gäste registriert. In die Erinnerungsstätte des KZ Osthofen bei Worms kamen 18.900 Menschen, rund ein Fünftel mehr als 2013. Die Mahn- und Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune in Gardelegen in Sachsen-Anhalt besuchten weit mehr als 2.000 Interessierte, ein Jahr zuvor waren es 1.700. Mehr Besucher gibt es auch in Gedenkstätten in Südwestdeutschland, etwa in Neckarelz oder am Oberen Kuhberg bei Ulm. Rückläufig sind die Zahlen nur in wenigen Einrichtungen, zum Beispiel in Hinzert im Hunsrück.

Ungebrochen starken Zulauf registrieren die Berliner Gedenkorte, die an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern. Das Holocaust-Mahnmal und die "Topographie des Terrors" verzeichneten im vergangenen Jahr jeweils Besucherzahlen in Millionenhöhe, allein die "Topographie" nannte 1,36 Millionen. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock zählte gut 100.000 Menschen, ein Fünftel mehr als 20 Jahre zuvor. Weitere rund 20.000 Besucher kommen den Angaben zufolge jährlich zur Gedenkstätte Plötzensee, wo fast 3.000 Menschen nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz hingerichtet wurden.