Tausende protestieren gegen Nazi-Aufmärsche

Tausende protestieren gegen Nazi-Aufmärsche
In zahlreichen deutschen Städten haben Tausende Bürger gegen Kundgebungen von Neonazis protestiert. Dazu aufgerufen hatten zumeist breite gesellschaftliche Bündnisse aus Parteien, Kommunen, Gewerkschaften, Kirchen und linken Initiativen. Wegen des Protests konnten die Rechtsextremen in vielen Orten Ostdeutschlands ihre Aufzüge nicht wie geplant abhalten. Die Polizei sprach von weitgehend friedlichen Verläufen.

In Bonn nahmen rund 10.000 Bürger an Kundgebungen, Mahnwachen, Schüleraktionen und Gottesdiensten gegen einen Aufmarsch von etwa 200 Neonazis teil. "Wir sind froh, dass wir uns durchweg friedlich quer gegen die Nazis gestellt haben", sagte Susanne Rohde vom Bündnis "Bonn stellt sich quer" dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Bündnis kritisierte jedoch, dass die Polizei friedliche Sitzblockaden mit Pfefferspray und Knüppeln unterbunden habe. Insgesamt fanden etwa 30 Gegenveranstaltungen statt. Unter dem Motto "Unser Kreuz hat keine Haken" beteiligten sich auch die katholischen und evangelischen Gemeinden Bonns am Protest.

Im oberfränkischen Hof demonstrierten nach Polizeiangaben 2.500 Menschen friedlich gegen einen Aufmarsch von rund 400 Neonazis. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte in seinem Grußwort, die Sprachlosigkeit der Demokraten sei der größte Feind der Demokratie. Antisemitismus und Rassismus seien "Angriffe gegen unsere Zivilisation, gegen unsere Werte und gegen den gesellschaftlichen Zusammenhalt."  Bei einer multireligiösen Andacht forderten Vertreter der beiden christlichen Kirchen, der israelitischen Kultusgemeinde und der muslimischen Gemeinschaft zu mehr Toleranz und Humanität auf. In seiner Ansprache sagte Hofs evangelischer Dekan Günter Saalfrank, auch um der Nächstenliebe willen sei klarer Widerspruch nötig, wenn "die Angst vor Fremden für eigene Zwecke benutzt oder sogar geschürt" werde.

Im ostsächsischen Bautzen versammelten sich bei einem Bürgerfest unter dem Motto "Bautzen l(i)ebt bunt" rund 1.000 Menschen. Zuvor hatten etwa 700 Menschen an einem ökumenischen Friedensgebet im Dom teilgenommen. Die Polizei zählte rund 250 Anhänger der rechten Szene. In Weimar fanden ein Konzert von Percussion-Bands, ein Bürgerfest und Sitzblockaden statt. Mehrere Hundert Bürger nahmen daran Teil. Etwa 200 Rechtsextreme mussten ihren Aufmarsch auf Druck der Polizei vorzeitig abbrechen.

Auch im mecklenburgischen Neubrandenburg protestierten Hunderte Bürger gegen rund 300 NPD-Anhänger. Wegen Blockaden von Gegendemonstranten mussten die Rechtsextremisten von ihrer vorgesehenen Route durch die Ihlenfelder Vorstadt abweichen. Im nordbrandenburgischen Wittstock blockierten Gegendemonstranten den Aufmarsch einer Freien Kameradschaft, die ihren Aufzug abbrechen und in das benachbarte Neuruppin ausweichen mussten, wo sie eine "Spontandemonstration "abhielten, wie eine Polizeisprecherin sagte.