Schneider will Reformationsjubiläum ohne Triumph und Deutschtümelei

Schneider will Reformationsjubiläum ohne Triumph und Deutschtümelei
Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hält mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum protestantische Zurückhaltung für geboten.
05.11.2014
epd
Thomas Schiller

"Wir setzen darauf, dass es uns gelingen wird, jeden triumphalistischen Ton und auch jede Deutschtümelei zu vermeiden", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Wir wollen ja gemeinsam Christus feiern - und nicht die Überlegenheit des Protestantismus anderen Konfessionen gegenüber."

Offen ist noch die Rolle der katholischen Kirche, die sich bisher zurückhaltend zu den Jubiläumsplanungen äußert. "Die katholische Seite spricht vom Reformationsgedenken, einige Bischöfe sprechen auch von Reformationsfeier", sagte Schneider. Das sei ein laufender Prozess. "Ich glaube, es wird sich erst 2017 im Vollzug herausstellen, ob unsere katholischen Glaubensgeschwister bereit sind, mit uns zu feiern", erklärte der höchste Repräsentant der deutschen Protestanten, der sein Amt zum 10. November niederlegt, um seiner an Krebs erkrankten Frau Anne beizustehen. Am Tag darauf soll bei der EKD-Synodentagung in Dresden ein Nachfolger gewählt werden.

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Die Treffen mit den Päpsten Franziskus in Rom und Benedikt XVI. in Erfurt zählte Schneider zu den Höhepunkten seiner vierjährigen Amtszeit. "Bei beiden Begegnungen wurde deutlich, dass unsere Kirchen sich gemeinsam in der Nachfolge Christi verstehen", sagte der 67 Jahre alte EKD-Ratsvorsitzende. Beide Konfessionen respektierten sich in ihrer Verschiedenheit und forderten einander heraus.

Den Reformprozess in der EKD, den Schneiders Vorgänger Wolfgang Huber angestoßen hatte, wertet der scheidende Ratschef positiv. Ein Ergebnis sei eine neue Offenheit, für den Glauben und für die Kirche zu werben - "nicht mehr unbedingt mit 'Zeltmissionen', aber durchaus mit 'Glaubenskursen'".

Selbstkritisch äußerte sich Schneider zur Diskussion um das umstrittene Familienpapier der EKD, das im vergangenen Jahr veröffentlicht worden war. Kritiker hatten vor allem bemängelt, dass das Leitbild der Ehe nicht hinreichend gewürdigt werde. "Ich hatte diesen massiven Protest nicht erwartet", sagte der Theologe. Er bedaure, dass er nach seinem Ausscheiden aus dem Rat der EKD nicht mehr eine theologische Nachbearbeitung des Papiers in dem Gremium begleiten könne.

Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte Schneider, dass er angesichts der Erkrankung seiner Frau inzwischen zuversichtlich sei, weil die Therapie Erfolge zeige. Im Sommer hatte das Ehepaar Interviews gegeben, in denen es sich sehr persönlich mit der Frage der Sterbehilfe auseinandergesetzt hatte. Nikolaus Schneider hatte die kirchliche Position der Ablehnung von Sterbehilfe vertreten, zugleich aber erklärt, er würde seine Frau in die Schweiz begleiten, wenn sie dies wünsche.

Mit Respekt nehme er die aktuelle politische Debatte zur gesetzlichen Neuregelung der Sterbehilfe zur Kenntnis, sagte Schneider: "Es zeigt sich, dass im politischen Diskurs neben der Selbstbestimmung die Bewahrung und der Schutz des Lebens an wichtiger Stelle stehen." Das Thema gehe aber über die Frage hinaus, ob Menschen selbst ihrem Leben ein Ende setzen dürfen, "ob man das staatlich garantieren soll oder ob das eine ärztliche Leistung werden soll". Zu diskutieren sei, ob das Leben an seinem Ende häufig unnötig verlängert werde.