Syrien: UNHCR braucht 1,9 Milliarden Euro für Flüchtlingshilfe

Syrien: UNHCR braucht 1,9 Milliarden Euro für Flüchtlingshilfe
Seit dreieinhalb Jahren tobt der Bürgerkrieg in Syrien. Flüchtlinge von dort harren ohne Perspektive in den Nachbarländern aus. Das Auswärtige Amt fürchtet eine "verlorene Generation". Das UNHCR bittet die Staaten eindringlich um mehr Hilfe.
26.10.2014
epd
Corinna Buschow

Vor der Konferenz zur Lage der syrischen Flüchtlinge am Dienstag in Berlin hat das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) an die Staaten appelliert, die Mittel für humanitäre Hilfe aufzustocken. Für die Hilfsprogramme im Libanon, in Jordanien, der Türkei, im Irak und Ägypten sei bislang nur etwa die Hälfte der benötigten Gelder zusammengekommen, sagte der UNHCR-Vertreter in Deutschland, Hans ten Feld, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gebraucht würden für 2014 insgesamt 3,7 Milliarden US-Dollar. "Ungefähr 1,9 Milliarden US-Dollar haben die Staaten bislang gegeben", erklärte er.

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Der Niederländer bezeichnete die Situation in Syriens Nachbarstaaten Jordanien, Libanon und Türkei als "sehr ernst". Diese Länder haben einen Großteil der Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. "Die Staatengemeinschaft muss diesen Ländern zeigen, dass sie nicht allein sind", sagte ten Feld. Die Syrienkonferenz am Dienstag sei deshalb wichtig.

Ten Feld sagte, die internationale Gemeinschaft sollte sich außerdem bereit zeigen, auch Flüchtlinge aus der Region aufzunehmen. Deutschland nehme im Vergleich zu anderen industrialisierten und europäischen Ländern unter anderem mit seinen Programmen für die Aufnahme von syrischen Flüchtlingen eine Vorreiterrolle ein. "Trotzdem: Angesichts der Zahlen in den Nachbarländern Syriens hat Europa natürlich relativ wenig Flüchtlinge aufgenommen", ergänzte ten Feld. 90 Prozent der Flüchtlinge seien derzeit in den Nachbarländern der Krisenregion.

Flüchtlingskonferenz am Dienstag soll Perspektiven für Flüchtlinge bieten

Die Flüchtlingskrise habe sich zu einem Sicherheits- und Stabilitätsrisiko für die ganze Region entwickelt, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Zudem habe sich die Lage der Flüchtlinge durch den Vormarsch der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) noch einmal dramatisch verschlechtert. Ziel der Konferenz am Dienstag sei es, die Aufnahmeländer zu stabilisieren und den Flüchtlingen, vor allem den Kindern und Jugendlichen, eine Perspektive zu bieten. Eine "verlorene Generation" müsse verhindert werden.

Aus dem Ministerium hieß es mit Blick auf die Konferenz, vieles hänge davon ab, ob eine Verständigung zwischen Gebern und Aufnahmeländern erzielt wird. Dazu müssten sich die Geber verpflichten, langfristig Hilfen zu leisten. Im Gegenzug brauche man die Zusage der Aufnahmeländer, den Flüchtlingen einen sicheren Status und damit eine Perspektive zu bieten.

Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Frühjahr 2011 sind nach Angaben des UNHCR mehr als drei Millionen Menschen aus Syrien geflohen. Die Bundesregierung hat seit 2012 rund 632 Millionen Euro für die Syrien-Hilfe zur Verfügung gestellt.

Am Dienstag kommen Vertreter von 40 Staaten und internationalen Organisationen zu einer Syrien-Flüchtlingskonferenz in Berlin zusammen. Das Treffen erfolgt auf Einladung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und UN-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres.

Im syrischen Bürgerkrieg kämpfen das Regime des Diktators Baschar al-Assad sowie verschiedene Rebellen- und Terrorgruppen um die Macht. In dem Konflikt kamen bislang mehr als 190.000 Menschen ums Leben.