Tausende protestieren gegen Neonazi-Aufmarsch in Bonn

Tausende protestieren gegen Neonazi-Aufmarsch in Bonn
Mit Kundgebungen, Mahnwachen, Schüleraktionen und Gottesdiensten haben am Dienstag mehrere tausend Menschen gegen einen Neonazi-Aufmarsch im rechtsrheinischen Bonn protestiert.

Nach Polizeiangaben kam es im Vorfeld zu kleineren Auseinandersetzungen, als Gegendemonstranten versuchten, den geplanten Aufmarschweg der etwa 300 Neonazis zu blockieren. Die Polizei rechnet mit bis zu 5.000 Gegendemonstranten, die einem Aufruf des breiten gesellschaftlichen Bündnisses "Bonn stellt sich quer" folgten. Mehr als tausend Beamte waren im Einsatz.

Ein Großaufgebot der Polizei sei bemüht, wegen möglicher Auseinandersetzungen "für eine räumliche Trennung der Gruppierungen zu sorgen", sagte Bonns Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa. Man gebe dem Bündnis "Bonn stellt sich quer" aber die Möglichkeit des friedlichen Gegenprotests direkt in Sicht- und Hörweite der Rechtsextremisten. In einem Eilantrag hatte das Bündnis am Montagnachmittag vor dem Verwaltungsgericht Köln Recht bekommen, dass eine bereits vorher beantragte 1.-Mai-Kundgebung der Dienstleitungsgewerkschaft ver.di auf der Marschroute der Neonazis in Bonn-Breuel wie geplant stattfinden darf. Die Polizei musste die Neonazi-Route daraufhin einschränken.

Unter dem Motto "Unser Kreuz hat keine Haken" organisierten auch die katholischen und evangelischen Gemeinden Bonns zahlreiche Aktionen. Stadtdechant Wilfried Schumacher und Superintendent Eckart Wüster luden zum ökumenischen Gebet ins Bonner Münster. "Die Ideologie der Neonazis ist menschenverachtend, weil sie bestimmte Gruppen von Menschen vom gesellschaftlichen Leben ausschließen und dies auch mit Gewalt durchsetzen will", erklärte Superintendent Wüster. Es bereiche ihm Sorge, dass "bestimmte Thesen der Rechtsradikalen nach und nach immer mehr Zustimmung in der Mitte unserer Gesellschaft erhalten".