Krankenkassen: Arbeitgeber müssen Angestellte vor Stress schützen

Krankenkassen: Arbeitgeber müssen Angestellte vor Stress schützen
Die Chefs mehrerer großer Krankenkassen geben den Arbeitgebern eine Mitschuld am Anstieg der Burnout-Erkrankungen und Depressionsfälle in den Unternehmen. Die Vorstandsvorsitzenden der Barmer GEK, der Techniker Krankenkasse (TK) und der Kaufmännischen Krankenkasse KKH forderten die Unternehmensführungen zu einer Stärkung der Gesundheitsvorsorge in den Betrieben auf.

Barmer-Chef Christoph Straub sagte der "Welt am Sonntag", auch ein Gesetz könne "durchaus hilfreich sein, wenn es Arbeitgeber zwingt, Arbeitnehmern das Recht auf Ruhepausen zuzugestehen".

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Das Bundesarbeitsministerium ist bislang zurückhaltend und will noch aktuelle Forschungen abwarten, bevor es über ein mögliches Anti-Stress-Gesetz entscheidet. Der derzeitige Wissensstand über die Konsequenzen ständiger Erreichbarkeit von Mitarbeitern reiche nicht aus, um daraus Handlungsanforderungen an Arbeitgeber abzuleiten, hieß es vor wenige Wochen aus dem Ministerium.

"Die Veränderungen in unserer Arbeitswelt zum Beispiel durch den Gebrauch von Smartphones und die damit verbundene ständige Erreichbarkeit führen zu immer mehr Stress", sagte Barmer-Chef Straub der "Welt am Sonntag": "Niemand sollte immer erreichbar sein müssen - hier kann ein Gesetz durch klare Maßstäbe gegen Dauerstress Gesundheit schützen."

Kuweit: Unternehmer haben Verantwortung für Beschäftigte

KKH-Chef Ingo Kailuweit warf den Unternehmen vor, ihre Verantwortung für die Beschäftigten zu vernachlässigen. Viele Betriebe versäumten es, ihre Mitarbeiter gezielt auf einen verträglichen Umgang mit wachsendem Stress vorzubereiten. "Hier müssen die meisten Arbeitgeber umdenken", sagte er. TK-Chef Jens Baas rief die Unternehmen auf, verstärkt in betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren: "Hier ist jeder Euro gut angelegt."

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) unterstützt den Appell der Kassen. "Gute Präventionsprogramme können dazu beitragen, dass Krankheiten wie Burnout oder körperliche Beschwerden als Folge beruflicher Belastungen gar nicht erst entstehen", sagte er der "Welt am Sonntag". Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten zu fördern, liege im eigenen Interesse der Betriebe.