Kongress in Wittenberg würdigt Widerstand der DDR-Bausoldaten

Kongress in Wittenberg würdigt Widerstand der DDR-Bausoldaten
Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft haben die Rolle der Bausoldaten beim Untergang der DDR hervorgehoben.

Bausoldaten hätten in der Friedensarbeit der evangelischen Kirche eine herausragende Rolle gespielt und dazu beigetragen, den Staat zu destabilisieren, sagte der frühere Friedensreferent des DDR-Kirchenbundes, Joachim Garstecki, am Freitagabend bei einem Kongress in Wittenberg, bei dem an die Einberufung der ersten Bausoldaten vor 50 Jahren erinnert wurde.

###mehr-artikel###

Die DDR-Führung hatte im September 1964 eine Anordnung zur Aufstellung von speziellen Baueinheiten erlassen. Bis Ende 1989 gab es etwa 15.000 Waffendienstverweigerer aus religiösen und politischen Gründen. Als Erkennungszeichen trugen sie Spaten auf den Schulterklappen.

Die Bausoldaten zählten neben den Pazifisten zu den großen Helden in der DDR-Geschichte, sagte der Direktor des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden, Matthias Rogg. Sie seien Sinnbild für Zivilcourage gewesen. Das Schicksal der Bausoldaten trage auch zu einem besseren Verständnis der Militarisierung der gesamten DDR und der Entwicklung der Opposition bei, sagte der Historiker und Bundeswehr-Oberst.

Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sagte, Bausoldaten seien vor allem von der Denkweise geprägt gewesen, die Konfrontation der politischen Blöcke anders als mit Waffen zu lösen und Frieden zu stiften. Der SPD-Politiker und evangelische Theologe hatte seinen Wehrdienst ebenfalls als Bausoldat geleistet.

Brahms unterstreicht: Keine Waffenlieferungen

Bei einer Podiumsdiskussion wurde auch kontrovers über militärische Hilfe in Krisenregionen und deutsche Waffenlieferungen für die kurdischen Truppen im Irak diskutiert. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, wiederholte seine ablehnende Haltung. In der Abwägung der Argumente sehe er nicht, dass solche Waffenlieferungen richtig seien, sagte er. Dagegen erklärte Garstecki, dass Menschen auch mit Mitteln der Gewalt geholfen werden müsse, wenn Völkermord drohe.

Kernthema des bis Sonntag dauernden Kongresses "Friedenszeugnis ohne Gew(a)ehr" ist der 50. Jahrestag der Einberufung der ersten DDR-Bausoldaten. Die Tagung der Evangelischen Akademie in Sachsen-Anhalt widmet sich auch weiteren historischen Gedenkanlässen des Jahres 2014, wie etwa den beiden Weltkriegen.

Zum Auftakt wurde ein "Ruf aus Wittenberg" vorgestellt. Unter anderem werden darin Bundestag und Bundesregierung aufgefordert, sich international stärker für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung einzusetzen. Ferner sollten wegen Kriegsdienstverweigerung verfolgte Flüchtlinge generell in Deutschland Asyl erhalten.