Amnesty: Terroristen begehen Massenmord im Nordirak

Amnesty: Terroristen begehen Massenmord im Nordirak
Die radikal-sunnitische Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) verübt im Nordirak nach Erkenntnissen von Amnesty International Kriegsverbrechen in großem Ausmaß.

Dazu gehörten Massenmorde, Entführungen und die systematische Vertreibung ethnischer und religiöser Minderheiten, heißt es in einem am Dienstag in London veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Im Gebiet um die Stadt Sindschar habe es im August eine Reihe von Massenerschießungen mit Hunderten von Opfern gegeben.

Menschenrechtler dokumentieren grausame Verbrechen des "Islamischen Staates"

Allein unter der religiösen Minderheit der Jesiden seien möglicherweise Tausende Menschen verschleppt worden, schildert der Report. Die Terroristen drohten Frauen mit Vergewaltigung, viele seien gezwungen worden, zum Islam überzutreten. Jesiden sind Kurden mit einer eigenen Religion, die Elemente altmesopotamischer Religionen sowie von Judentum, Christentum und Islam verbindet. Radikale Muslime sehen die Jesiden als "Teufelsanbeter".

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Der 18-seitige Report, in dem zahlreiche Augenzeugen zu Wort kommen, steht unter dem Titel "Ethnic cleansing on a historic scale: The Islamic State's systematic targeting of minorities in northern Iraq" (Ethnische Säuberungen im historischen Ausmaß: Der 'Islamische Staat' macht Minderheiten im Nordirak systematisch zur Zielscheibe).

Der Bericht schildert unter anderem zwei Massenerschießungen in Qiniyeh und Kocho am 3. und 15. August. In Qiniyeh südöstlich von Sindschar fiel eine Gruppe von mindestens 300 Jesiden, die in die Berge flüchten wollte, den Terroristen in die Hände. 85 bis 90 von ihnen, darunter zwölfjährige Jungen, wurden sofort erschossen. Das Schicksal der Frauen und Kinder ist ungewiss. In der Nacht zuvor waren kurdische Peschmerga-Truppen aus dem Ort geflüchtet.

Der "Islamische Staat" habe abscheuliche Verbrechen begangen und die Sindschar-Region in ein blutgetränktes Schlachtfeld verwandelt, sagte die Amnesty-Beauftragte für Krisenregionen, Donatella Rovera. Sie rief die irakische Regierung auf, Zivilisten unabhängig von ihrer ethischen Herkunft oder Religion zu schützen, anstatt die Kämpfe durch die Bewaffung sektiererischer oder schiitischer Milizen noch anzuheizen.

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Die Terroristen hätten seit 10. Juni mehr als 830.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, teilte Amnesty mit. Die meisten von ihnen befänden sich in der autonomen Region Irakisch-Kurdistan, ein kleiner Teil sei über die Grenzen nach Syrien und in die Türkei geflüchtet. Deutschland will Waffen in das Krisengebiet schicken. Die kurdische Regionalregierung soll Panzerabwehrraketen, Panzerfäuste, Sturm- und Maschinengewehre, Pistolen, Handgranaten und Munition erhalten. Zusätzlich stellt die Bundesregierung weitere 50 Millionen Euro an humanitärer Hilfe bereit.