Tod einer Diva: Whitney Houston ist gestorben

Tod einer Diva: Whitney Houston ist gestorben
Die Nachricht erschüttert nicht nur die USA: Whitney Houston ist tot. Mit der Liebeshymne "I Will Always Love You" sang sie sich in die Herzen einer ganzen Generation. Der Rauschgift- und Alkoholmissbrauch der Sängerin hatte Freunden schon seit Jahren Sorgen bereitet. Dennoch war die Todesnachricht ein Schock.

Whitney Houston ist tot. Die Sängerin starb am Samstagnachmittag (Ortszeit) in einem Hotel in Beverly Hills bei Los Angeles. Sie wurde nur 48 Jahre alt. Die Todesursache war zunächst unklar. Houston zählte zu den erfolgreichsten Künstlerinnen aller Zeiten. Mit ihrer Ausnahmestimme eroberte die Sängerin in den achtziger Jahren das Herz Amerikas im Sturm. Sie verkaufte mehr als 170 Millionen Alben und heimste unzählige Auszeichnungen ein, darunter sechs Grammys. Doch auf den grandiosen kommerziellen Erfolg folgte der Absturz von "America's Sweetheart": Sie litt seit vielen Jahren unter den Folgen von Rauschgift- und Alkoholmissbrauch und hatte im vergangenen Jahr erneut in eine Entzugsklinik gebracht werden müssen.

Die Todesumstände sind rätselhaft. Eine Sprecherin Houstons bestätigte zunächst nur den Tod der Sängerin. Später erklärte ein Polizeisprecher, dass die Sängerin in ihrem Hotelzimmer in Beverly Hills gestorben sei. Houston war wegen der Grammys in der Stadt. Am Sonntag werden die wichtigsten Musikpreise der Welt, von denen Houston selbst sechs erhalten hat, in Los Angeles vergeben. Am Samstagabend sollte sie auf der glanzvollen Party erscheinen, die ihr Entdecker Clive Davis immer am Vorabend der Grammy-Verleihung inszeniert. Doch als die schwarzen Limousinen vorfuhren, standen da schon die Autos der Ermittler. Diese untersuchten die Leiche des Superstars, während ein paar Stockwerke weiter unten gefeiert wurde. Und als vor dem Hotel die ersten fassungslosen Fans eintreffen und leise die Lieder der toten Popdiva summen, knattern über ihnen die Hubschrauber der Fernsehsender.

Die Musikwelt trauert - Mariah Carey: "Mein Herz ist gebrochen"

Die Musikwelt reagierte erschüttert auf die Todesnachricht: Houstons Patentante Aretha Franklin schrieb auf Twitter: "Ich kann einfach nicht darüber reden. Das ist so überwältigend und unglaublich." Auch Pop-Sängerin Mariah Carey zeigte sich schockiert: "Mein Herz ist gebrochen und ich weine nach dem schockierenden Tod meiner Freundin, der unvergleichlichen Ms. Whitney Houston", twitterte sie. "Wir werden Dich immer lieben, Whitney", schrieb Katy Perry. Und auch Popsänger Justin Bieber trauerte: "Eine der größten Stimmen aller Zeiten ist von uns gegangen." Die Polizei vermutete hinter dem Todesfall kein Verbrechen: "Wir haben keinen Hinweis auf eine Straftat von außen. Wir untersuchen noch, aber offenkundige Hinweise auf Gewalteinwirkung gibt es nicht", sagte Ermittler Mark Rosen am Abend vor dem Hotel, in dem noch die Leiche der Sängerin lag. Ob Drogen im Spiel gewesen seien, könne er nicht sagen. "Wir konnten im ersten Moment keine Hinweise finden, wir stehen aber noch ganz am Anfang unserer Untersuchung."

Rettungssanitäter hatten nach einem Notruf noch versucht, Houston wiederzubeleben. "Die herbeigerufenen Notärzte haben alles versucht, aber sie konnten nichts mehr tun", sagte Rosen. "Frau Houston wurde um 15.55 Uhr für tot erklärt." Das ist kurz vor 1.00 Uhr nachts deutscher Zeit. Houston war Gast im Beverly Hilton, sagte Ermittler Rosen. Jemand aus ihrem Umfeld habe den Notarzt gerufen. "Ich kann Ihnen nicht genau sagen, wer es war. Aber Freunde, Familie und Mitarbeiter sind anwesend und haben Frau Houston eindeutig identifiziert." Houston sei in ihrem eigenen Zimmer gefunden worden.

"I Will Always Love You" wurde zur Liebeshymne einer ganzen Generation

Am 9. August 1963 in Newark bei New York geboren, wurde Houston von großen Musikerinnen geprägt. Ihre Mutter sang im Hintergrundchor von Elvis Presley, ihre Cousinen Dionne und Dee Dee Warwick wurden Soul-Stars. Und ihre Patentante ist niemand Geringeres als Soul-Queen Aretha Franklin. Schon mit 14 hatte die kleine Whitney eine erste Plattenaufnahme und sang später mit ihrer Mutter in Nachtclubs. Als Fotomodel und schaffte sie es in die "Vogue" und auf das Cover der "Seventeen" - zu Zeiten als farbige Models noch eine absolute Seltenheit waren.

Houston war ein Superstar. Bereits ihr Debütalbum, das schlicht ihren Namen trug, schlug 1985 ein wie eine Bombe. Gleich drei Songs wurden Nummer-Eins-Hits. Mit der darauffolgenden Platte "Whitney" gelang ihr als erste Künstlerin überhaupt der Sprung von null auf Platz eins der US-Charts. Houstons unverwechselbare Stimme, die drei Oktaven umspannte, begeisterte auch in Deutschland. "I Wanna Dance With Somebody" wurde hierzulande ihr erster Megahit, 1988 folgt der zweite mit der Olympia Hymne "One Moment In Time". Von der Mitte der 80er Jahre bis weit in die Neunziger hinein regierte sie die Charts. Ihr Song "I Will Always Love You" für den Soundtrack "The Bodyguard" wurde die Liebeshymne einer ganzen Generation und ist weltweit die meistverkaufte Single einer Sängerin. Vor 21 Jahren hatte sie vor dem Super Bowl, dem Endspiel der Football-Meisterschaft, in Tampa in Florida die Nationalhymne mit so viel Gefühl gesungen, dass die Hymne zum ersten und bislang auch einzigen Mal in den Popcharts war.

Kurz vor dem Tod der Diva kursierten Spekulationen über ihre Zukunft

Nur Stunden vor der Todesnachricht war über neue Projekte für Houston spekuliert worden. Unter anderem sollte sie eine Zukunft in der populären Talentshow "The X-Faktor" haben. Dort sollte sie künftig als Jurymitglied auftreten, hieß es. Auch Stunden nach ihrem Tod meldete ihre eigene Website noch, Houston werde an einer der Grammy-Partys teilnehmen. Die ganze Hoffnung der Sängerin, und auch ihres Umfelds, schien aber auf "Sparkle" zu liegen. Der Film, der auf der Musikkarriere der "Supremes" basiert, soll im August in die Kinos kommen.

Houston machte aber auch mit Rauschgift, Alkohol und einer turbulenten Ehe mit dem R&B-Sänger Bobby Brown Schlagzeilen. Immer wieder hatte sie Phasen, in denen sie am Ende ihrer Kräfte schien. 2004 bekannte sie sich zu ihren Suchtproblemen. "Ich habe mir die Seele aus dem Leib gefeiert", sagte sie damals in einem denkwürdigen TV-Interview über ihre Alkohol- und Drogenexzesse. 2010 tourte sie nach elf Jahren wieder durch Deutschland, sorgte jedoch wegen ihrer heiseren und teils brüchigen Stimme eher für Mitleid und Buh-Rufe.

Trotz der Vorgeschichte war es für viele ein Schock, als die Todesnachricht kam. Vor dem Hotel erinnerte die Szene an den Tod Michael Jacksons vor fast drei Jahren, nur ein paar Meilen entfernt in Los Angeles. Rosen wurden für die Diva mit der Gänsehautstimme abgelegt und überall war die Liebesbotschaft nach ihrem vielleicht größten Song zu hören: "Whitney, we will allways love you!".

dpa / Chris Melzer