TV-Tipp: "Unter Verdacht: Verdecktes Spiel" (3sat)

TV-Tipp: "Unter Verdacht: Verdecktes Spiel" (3sat)
3sat wiederholt den Auftaktfilm der erfolgreichen Krimireihe mit Senta Berger als interne Ermittlerin auf der Suche nach schwarzen Schafen bei der Polizei.
17.08.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Unter Verdacht: Verdecktes Spiel", Dienstag, 23. August, 22.20 Uhr, 3sat

Im Hollywood-Kino kennt man die Abteilung als "Internal Affairs", bei uns war diese Spielart des Krimi-Genres vor acht Jahren noch ziemlich neu. Damals erweiterte Senta Berger die Riege starker Frauen im Samstags-Krimi des ZDF als Eva-Maria Prohacek, Ermittlerin in den eigenen Reihen. 3sat wiederholt den Auftaktfilm zu der mit allen wichtigen Fernsehpreisen ausgezeichneten Reihe.

Nach nettem, aber auch harmlosem Zeitvertreib etwa als "Schnelle Gerdi" war "Unter Verdacht" endlich wieder eine echte Herausforderung für Berger, denn Prohacek ist eine gebrochene Frau: Seit sie nach einem nächtlichen Autounfall drei Stunden mit ihrem toten Sohn im Wagen eingesperrt war, leidet sie unter einem Trauma. Brutal zerreißen die Fetzen der Erinnerung immer wieder ihren Alltag. Trotzdem konzentriert sie sich mit fast schon übermenschlicher Selbstbeherrschung auf ihre Arbeit: Als Leiterin eines neu gegründeten Münchener Kommissariats für Beamtenkriminalität soll sie nach schwarzen Schafen unter den Staatsbeamten suchen.

Im Sog der Geschichte

Rasch zeigt sich, dass sämtliche Kollegen den Job als Abstellgleis und Gnadenbrot betrachten, auch Prohaceks jovialer gönnerhafter Vorgesetzter Reiter (Gerd Anthof). Als die Kriminalrätin eher durch Zufall auf einen Mord stößt, den offenbar ein Streifenpolizist begangen hat, versucht Reiter, den Fall ganz schnell wieder zu den Akten zulegen. Prohacek aber lässt nicht locker und kommt einer Immobilienspekulation in großem Stil auf die Spur. Die Drahtzieher sitzen ganz oben; kein Wunder, dass Reiter die Nachforschungen blockiert.

"Verdecktes Spiel" ist ein Krimi, in dem alles stimmt. Regisseur Friedemann Fromm kann sich getrost den Luxus leisten, auf jede Effekthascherei zu verzichten; das ausgezeichnete Drehbuch von Alexander Adolph ist gerade in den Details derart sorgfältig, dass die Geschichte allein für Spannung genug sorgt. Jo Heims Kameraarbeit sorgt zudem dafür, dass man sich der Dramaturgie kaum entziehen kann. Immer wieder zeigen die kühlen Bilder eine Einzelkämpferin in kalter Umgebung, die sich ohne jede Unterstützung einem übermächtigen Gegner entgegenstellt. Allerdings findet sie in ihrem zunächst völlig nutzlosen Assistenten (Rudolf Krause) schließlich einen nicht minder engagierten Mitstreiter. Wie Prohacek diesen Langner knackt, ist typisch für die Figur: mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen, aber auch mal mit einer taktisch wohlüberlegten Provokation.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).