Apple wächst wie Unkraut - und duldet keinen Widerspruch

Apple wächst wie Unkraut - und duldet keinen Widerspruch
Apple platzt aus allen Nähten. Firmenchef Steve Jobs will deshalb ein neues, gigantisches Bürogebäude errichten. Bei der Vorstellung der Pläne vor dem Stadtrat von Cupertino läuft er zur Hochform auf - und zeigt, wer die wahre Macht in der Stadt hat.
08.06.2011
Von Daniel Schnettler

Leg Dich niemals mit Steve Jobs an! Nicht mal im Scherz. Das hat eine Stadträtin in seinem Heimatort Cupertino zu spüren bekommen. Jobs hat dort am Dienstag vor dem Stadtrat die Pläne für seinen neuen Firmencampus vorgestellt, der einmal 12 000 Mitarbeiter beherbergen soll. "Wir wollen das beste Bürogebäude der Welt bauen", sagt Jobs sichtlich begeistert.

Ratsfrau Kris Wang will ihre Pflicht tun und fragt, wie denn die Menschen in Cupertino von dem Megaprojekt profitieren würden. Jobs schaut sie entgeistert an und legt dann los: "Wie sie wissen, sind wir der größte Steuerzahler in Cupertino. Wir wollen hierbleiben und Steuern zahlen", knallt er der Ratsfrau vor den Kopf. "Wenn das nicht klappt, müssen wir woanders hingehen, wie zum Beispiel Mountain View, und wir nehmen unsere bisherigen Leute mit."

"Wenn wir keine Steuern zahlen müssen, setzen wir ein WLAN auf"

Ratsfrau Wang versucht, die Situation mit einem Scherz zu entspannen. Sie fragt mit einem verkrampften Lächeln im Gesicht: "Bekommen wir denn zumindest ein kostenloses WLAN oder sowas?". Doch Jobs scheint heute nicht nach Scherzen zumute: "Ich bin ein einfach gestrickter Mensch", fängt er an. "Ich dachte immer, dass wir Steuern zahlen und die Stadt erledigt diese Dinge. Also wenn wir keine Steuern mehr zahlen müssen, setze ich gerne ein WLAN auf."

In dieser Ratssitzung wird deutlich, wer die wahre Macht in der kalifornischen Stadt Cupertino hat. Es ist Apple, das wertvollste Technologieunternehmen der Welt, das alleine im vergangenen Quartal unterm Strich knapp 6 Milliarden Dollar verdient hat. Ein Teil davon wandert in die Stadtkasse, und auch die Tausenden Mitarbeiter in der Gegend bringen Wohlstand.

Ernsthafte Kritik am neuen Megabau kommt so nicht auf. Nur ein Ratsmitglied will wissen, ob denn die Sicherheit gewährleistet sei bei so vielen Menschen. Jobs bejaht und nach einigen Erläuterungen ist auch das Thema durch. "Wir wollen unsere Pläne rasch einreichen", sagt Jobs, und es ist klar, dass er mit einer problemlosen Genehmigung rechnet. "Den ersten Spatenstich wollen wir nächstes Jahr tun und 2015 einziehen."

Apple boomt. Erst kam der iPod-Musikspieler, dann das iPhone-Handy und zuletzt auch noch der Tablet-Computer iPad. Apple kann die Geräte gar nicht so schnell produzieren wie sie die Kunden kaufen. "Apple wächst wie Unkraut", sagt Steve Jobs plakativ. Das Unternehmen müsse Bürogebäude in einem immer größeren Radius anmieten. "Es ist klar, dass wir einen neuen Campus bauen müssen. Wir haben keinen Platz mehr."

Apple-Store am Firmensitz? Keine Chance

Auf dem alten Campus arbeiten gut 2600 Menschen, sie sollen dort bleiben. Der neue Komplex entsteht in der Nachbarschaft und erinnert ein wenig an das Pentagon, Sitz des US-Verteidigungsministeriums. Der Apple-Campus soll aber kreisrund werden, große Glasflächen haben, und der riesige Innenhof wird bewaldet, drum herum entsteht ein Park. "Es sieht so aus, als ob ein Raumschiff gelandet wäre", sagt Jobs.

Der Neubau wird vier Stockwerke hoch, ein Parkhaus frisst sich noch einmal vier Etagen in die Erde, der Strom kommt aus einem eigenen Kraftwerk. "Das Mutterschiff ist definitiv in Cupertino gelandet", sagt Bürgermeister Gilbert Wong und beweist sich als glühender Apple-Fan. Er preist das iPad, das direkt vor ihm auf dem Tisch liegt. Jobs springt nicht wirklich darauf an.

Mehr als 20 Minuten dauert der Auftritt von Jobs vor dem Rat - viel für den erkrankten Apple-Chef, der sich nur noch selten in der Öffentlichkeit zeigt. Jobs scheint die Prozedur dann auch hinter sich bringen zu wollen. Bürgermeister Wang hat aber noch eine Bitte auf Lager: "Wir würden liebend gerne einen Apple-Store hier in Cupertino haben." Es war wohl der falsche Tag zu fragen. Jobs bügelt ihn ab: "Zu wenig Kundschaft. Ich fürchte, der wird nicht erfolgreich werden."

dpa