Hart aber fair: Wieviel Demut muss sein?

Hart aber fair: Wieviel Demut muss sein?
Muss Guttenberg zurücktreten? Dem Guttenberg-Hype mit negativen Vorzeichen konnten sich auch die Talkshows nicht entziehen. Und so gibt es in diesen Tagen nur ein Thema: Nach Anne Will, Sandra Maischberger, Markus Lanz und demnächst auch Maybritt Illner stellte diese Frage auch Frank Plasberg am Donnerstagabend in "Hart aber fair".
24.02.2011
Von Carla Kunzmann

Auf dem Höhepunkt der politisch erregten Debatte, bei der Noch-Doktor zu Guttenberg in der Demutsgeste noch "Arroganz" durchblicken ließ, wie sich der grüne Fraktionschef Jürgen Trittin am Nachmittag im Bundestag noch empört hatte, diskutierte am Abend dann die Runde bereits über Guttenberg ohne Doktortitel. Den hatte die Universität Bayreuth da gerade aberkannt.

Meinungskampf der Medien

Politisch duellierten sich auf der Plasberg'schen Schulbank CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann – die Fortsetzung der Bundestagsdebatte im Talkshow-Format. Klug gewählt war von der Redaktion der Ansatz, die Affäre um Copy and Paste auch medial zu analysieren. Da stritten "Bild"-Hauptstadtbüroleiter Nikolaus Blome und der Aufdecker der "Süddeutschen Zeitung", Hans Leyendecker, über den tiefen Graben zwischen der Bildzeitung, die sich pro Guttenberg positioniert hatte und die Leser via Umfragen hinter sich glaubt ("Gut! Guttenberg bleibt!") und dem Rest der Medien, die den Rücktritt des Verteidungsminister fordern.

Blome entkräftete den Vorwurf der Kampagne nicht ungeschickt und zählte auf, dass das Blatt mit den großen Buchstaben bereits zwei Affären des Superministers aufgedeckt hatte - das Kundus-Bombardement und die Vorgänge auf dem Segelschulschiff der Marine Gorch Fock – während der Doktortitel aufs Konto der SZ-Kollegen gehe. Blome brauchte auch nicht den Moderator, um festzustellen, dass es in diesem medialen Duell zwei zu eins für die Bild-Zeitung stehe.

Dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, blieb zwischen diesen Polen die Rolle des Mahners. Die Werte müsse man ernst nehmen, aber gerade auch die Kirche dürfe dabei nicht auf dem hohen Ross sitzen. Angesichts der veröffentlichten und öffentlichen Meinung erinnerte er daran, dass man hinter dem Verteidigungsminister und dem Wissenschaftler auch den Menschen sehen müsse. Klar wurde in der erneuten Auflage des Themas nur soviel: Für die Kritiker ist der Fall mit der Aberkennung der Doktorwürde noch lange nicht erledigt.

Schneider zu Guttenberg: "Prüf' dich"

Während sie mit der Vorbildfunktion argumentierten, die so ein Politiker, der im Amt bleibt, gar nicht mehr haben könnte (Leyendecker lobte in diesem Zusammenhang seine vorbildlichen Töchter, ebenfalls mit juristischen Doktorwürden ausgezeichnet), schaffte es der CSU-General, die Einsicht und Demut des Ministers seinen Doktortitel einfach ad acta zulegen, sogar noch als vorbildlich zu herauszustreichen. Da fragte man sich als Zuschauer, was die CSU in Bayern vom Verteidigungsminister denn demnächst als Wiedergutmachung für solch einen Talkshow-Auftritt verlangen wird: Vielleicht bleibt das weiß-blaue Bayern von Standortschließungen der Bundeswehr verschont?

Nach Lage der Dinge jedenfalls, wird die Guttenberg-Opposition in den Talkshows noch lange erfolglos gegen zu Guttenberg anschreien, der die Affäre offensichtlich mit Hilfe der Kanzlerin aussitzen mag. Soweit geht die Demut dann offenbar doch nicht. EKD-Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider jedenfalls wollte bei Frank Plasberg nicht über Guttenberg richten und schilderte den Umgang der EKD mit der Krise nach dem Margot Käßmanns Rücktritt vor einem Jahr. Sie hatte damals gesagt: "Mir geht es neben dem Amt auch um Respekt und Achtung vor mir selbst und um meine Gradlinigkeit, die mir viel bedeutet." Guttenberg solle in sich gehen und sich selbst fragen, ob er das durchstehe. "Prüf' dich", riet Schneider dem Verteidigungsminister. Ausgang offen.


Carla Kunzmann ist freie Journalistin bei evangelisch.de.