Einschaltquoten: RTL überholt ARD als Marktführer

Einschaltquoten: RTL überholt ARD als Marktführer
Das Erste ist nicht mehr die Nummer eins im deutschen Fernsehen: RTL hat die ARD in diesem Jahr in der Zuschauergunst überholt, obwohl die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit den Olympischen Winterspielen und der Fußball-Weltmeisterschaft zwei echte Quotenbringer im Programm hatten. Damit liegt der Kölner Privatsender erstmals seit 2003 wieder vor der ARD.

Auf 13,6 Prozent Marktanteil kommt RTL im Jahresdurchschnitt, das sind 1,1 Prozentpunkte mehr als 2009. Das Gemeinschaftsprogramm der ARD liegt mit 13,2 Prozent (plus 0,5) auf Platz zwei. Dahinter rangieren das ZDF mit 12,7 Prozent (plus 0,2) und Sat.1, das auf 10,1 Prozent (minus 0,3) Marktanteil in der Gruppe aller Zuschauer ab drei Jahre kommt.

Das geht aus einer vorläufigen Erhebung der Einschaltquoten vom 1. Januar bis einschließlich 28. Dezember hervor, die die GfK Fernsehforschung im Auftrag der Sender ermittelt.

Im Jahr 2009 hatte noch die ARD mit 12,7 Prozent hauchdünn vor RTL und dem ZDF gelegen, die beide auf 12,5 Prozent Marktanteil kamen. Sat.1 lag vor Jahresfrist mit 10,4 Prozent etwas besser als in diesem Jahr.

Großer Vorsprung bei jungen Zuschauern

Zwar dominiert die ARD bei den absoluten Top-Sendungen des Jahres - in den Top Ten der erfolgreichsten Ausstrahlungen (außer Sport) stehen sieben ARD-Programme und keines von RTL - und auch bei der Fußball-WM sahnten ARD und ZDF kräftig ab. Doch RTL hat eine größere Kontinuität bei den Zuschauerströmen im gesamten Programmablauf und erreicht vor allem am Nachmittag mit seinen umstrittenen Dokusoaps einen hohen Marktanteil - eine Tageszeit, in der die Öffentlich- Rechtlichen traditionell schwächeln.

Bei den Zuschauern in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen fällt der RTL-Vorsprung noch deutlicher aus: Auf einen Marktanteil von 18,1 Prozent (plus 1,2 Prozentpunkte) kommt der Sender aus der Bertelsmann-Gruppe. Dahinter liegen abgeschlagen die Konkurrenten ProSieben mit 11,6 Prozent (minus 0,3) und Sat.1 mit 10,7 Prozent (minus 0,1). Die ARD (7,3 Prozent, minus 0,7) und das ZDF (6,7 Prozent, plus 0,4) rangieren in der jüngeren Zielgruppe sogar noch hinter dem Viertplatzierten, dem RTL-Schwestersender Vox, der auf 7,7 Prozent (plus 0,2) kommt.

Die erfolgreichsten Sendungen

Bei den erfolgreichsten Sendungen dominiert Fußball die TV-Jahrescharts - es folgen Boxen, Lena, "Tatort". In 84 Prozent der 50 meistgesehenen Fernsehsendungen des Jahres spielte das runde Leder die Hauptrolle. Unangefochten auf Platz eins liegt mit einem neuen Einschaltquotenrekord (31,10 Millionen Zuschauer) das WM-Halbfinal-Spiel Deutschland-Spanien vom 7. Juli. Die ARD-Übertragung erreichte 83 Prozent Marktanteil, wie das Marktforschungsunternehmen Media Control am Dienstag mitteilte.

Meistgesehene Sport-Übertragung jenseits des Fußballs war 2010 der WM-Boxkampf Vitali Klitschko gegen Shannon Briggs bei RTL am 16. Oktober - er erreichte 13,45 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 57,5 Prozent).

Als quotenstärkste Sendung jenseits des Sports taucht erst auf Platz 17 der TV-Bestenliste der "Eurovision Song Contest" auf (14,73 Millionen Zuschauer/49 Prozent Marktanteil), bei dem die Sängerin Lena in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai in Oslo für Deutschland gewann.

"Tatort und Wanderhure"

Bei den Reihen und Serien siegte ein ARD-Krimi: Den Münsteraner "Tatort: Spargelzeit" vom WDR schalteten am 10. Oktober 10,60 Millionen Menschen ein (Marktanteil: 29,4 Prozent).

Beliebtester TV-Film war die Sat.1-Produktion "Die Wanderhure" am 5. Oktober, die 9,87 Millionen Zuschauer (31,3 Prozent) verfolgten.

dpa